Dienstag, 11. Januar 2011

Die Geschichte von Cairns

Quad fahren


Unsere naechste Familie
Auch so haette unser Auto enden koennen... Zum Glueck ist der Linke unserer.
Abschlussbild mit Johnny

Da unser Auto kaputt ist, muessen wir unser ganzes Zeug nun bis zum naechsten Ort auf dem Highway entlang tragen

Unser neues zu Hause - der See darum ist normalerweise nicht da.
Am 11.12. erreichten wir Cairns, eine Stadt ganz im Norden Australiens. An dieser Stelle möchten wir gleich einmal allen besorgten Menschen zu Hause mitteilen, dass wir bisher vom Hochwasser verschont geblieben sind. Die Strasse in den Süden war gesperrt, in Bundaberg (dort wo wir Tomaten gepackt hatten) mussten 200 Menschen aus ihren Häusern evakuiert werden und in Notunterkünften wie Schulen untergebracht warden. Dort schliefen dann alle zusammen auf dem Boden, ob Mütter mit kleinen Babys, alte Menschen oder Jugendliche. Die Supermärkte waren komplett leer gekauft und es wurden grosse Barbecues veranstaltet um alle zu ernähren. Das Essen dafür wurde eingeflogen. Ein guter Freund von uns fuhr diesen Weg und kam nicht weiter, es sind seine Erfahrungen. Ausserdem wohnen ja unsere „Ersatz-eltern“ dort und bekommen auch so einiges mit, auch wenn sie glücklicherweise verschont geblieben sind.

Wir checkten also im Hostel ein mit dem Plan bald nach „Cape Tribulation“ zu gehen und wussten noch nicht, wie wir das am Besten anstellen sollten. Glücklicherweise trafen wir dann in unserem Hostelzimmer auf den Deutschen David, der wollte sich gerade ein Auto kaufen und versprach uns mit nach „Cape Tribulation“ zu nehmen – was für ein passender Zufall. Wir gaben ihm noch ein paar Tips zum Autokauf (wir sind ja jetzt wahre Profis darin ;-) ) und warteten eine ganze Weile darauf, dass er sich endlich für ein Auto entschied (muss ja alles perfekt sein für unseren Bayern). Das Hostel bot uns einen Job an, wir könnten die Zimmer reinigen für kostenlose Unterkunft. Da wir aber annahmen Cairns sowieso bald zu verlassen und für diesen Job ein paar Tage bleiben müssten, lehnten wir ab. Als wir dann merkten, dass sich alles zeitlich noch verzögerte, wollten wir doch zusagen. An der Rezeption teilten sie uns dann mit, dass wir 10 Minuten zu spät waren, der Job wurde gerade vergeben. Kurz geärgert und weiter gings. Wir chillten also noch ein paar Tage und nutzten die verbleibende Zeit, indem wir mit jungen Menschen aus Frankreich, Israel, Holland, Chile, England, Südafrika, USA, Korea, Italien, Kanada… Spass hatten (damit ihr mal seht, dass wir nicht nur mit Deutschen abhängen, auch wenn diese Stadt schon alleine von Deutschen und Franzosen leben könnte weil es so viele sind).
Babsi fuhr einen Tag lang zusammen mit einem Holländer und einem Israeli nach „Tablelands“. Dort gibt es viel Regenwald, einen Baum der so dick ist, dass sich 24 Menschen an den ausgestreckten Händen halten müssten um darum herum zu kommen, und etliche sehr schöne Wasserfälle.  (Einer davon wurde auch für irgendeine Schampoo Werbung genutzt).

Eines anderen Tages wurde Babsi bei Strassenmusik machen von einem Mann angesprochen. Dieser ehemalige „Kiwi“ aus Neuseeland war ein Künstler der an Fotos seine Kreativität ausliess und sie bearbeitete. Nun wollte er gerne Fotos von ihr als Strassenmusikerin machen, die er nächstes Jahr wahrscheinlich in einem Wettbewerb verwendet. Nachdem wir überprüft hatten, dass alles mit rechten Dingen zugeht, sagte sie zu.  Der Mann besorgte extra Hippi – Klamotten, die Fotos wurden in seinem kleinen Studio geschossen und auch wir erhielten eine Kopie der Bilder.



das ist ein "echtes" Krokodil
Sabs erhielt durch ihn gleich noch einen Job und durfte ein paar Stunden Schmuck verkaufen und Fäden aufwickeln in seinem Schmuckstand an der Strasse. Später raeumten Sabs und Anne noch den Schmuckstand dieses Mannes um und erhielten ein bisschen Geld dafür.
Ins Meer gehen kann man an diesem Teil der Küste nicht, also auch nicht in Cairns. Zu viele Krokodile, deshalb ist es verboten. 

Aber es gibt einen großen Pool direkt am Strand, das Wasser ist warm und er ist für alle Menschen kostenlos nutzbar. Während ihr zu Hause im Kalten saßt, hatten wir viele schöne und warme Abende darin. Einmal hatten wir einen ganz besonders lustigen Abend und gingen in unseren Schlafanzügen in den MC Donalds. Dort kauften wir uns für 50 Cent ein Eis und warteten anschließend eine halbe Ewigkeit im strömenden Regen auf dessen Ende.
gemeinsames Eis essen im Schlafanzug

Babsi fand ihren perfekten Musikkollegen in einem Gitarre und Mundharmonika spielendem singenden Kanadier mit französischer Sprache und es wurden wundervolle Musikabende, die oft auch mit Musik machen auf der Strasse endeteten.
Auch auszugehen versuchten wir, in irgendwelche Clubs. Doch schon am Eingang erzählten sie uns, wir sollten uns doch gefälligst in eine ordentliche Reihe stellen und barfuß käme man hier schon gar nicht herein.  So richtig begeistert waren wir nicht.
Sabs entschloss sich als Erste dazu, dass „Great Barrier Reef“ von unten zu bewundern und meldete sich zum schnorcheln und tauchen für eine Tagestour an. Eine unglaubliche Unterwasserwelt, Fische, Korallen, Schildkröten, Seegurken… und alles in den schönsten Farben. Wir hatten Sabs lange nicht so begeistert und aufgeregt gesehen wie an diesem Tag.

Daraufhin wollte das auch Babs noch versuchen, meldete sich ebenfalls zu solch einer Tour an und war genauso beeindruckt von der farbenfrohen Unterwasserwelt. Allerdings hatte sie erst mit der Seekrankheit zu kämpfen (deshalb konnte sie auch nichts von diesem leckeren Mittag essen, welches inclusive war), der 1. Tauchgang wurde für sie abgebrochen weil sie zu große Probleme mit dem Druckausgleich hatte (der 2. war super!) und nach dem schnorcheln war die Übelkeit wieder da weil sie zu viel Wasser im Bauch hatte und das hier verdammt salzig ist! Sie war also nicht böse darum wieder festen Boden unter den Füssen zu haben.

kleine Nemos
Das es in anderen Ländern nicht so gut zugeht wie bei uns in Australien oder Deutschland, zeigte uns ein Mitbewohner aus Israel. Hatten wir bisher ein friedliches Leben geführt, hatte er mit seinen 23 Jahren nun schon 2mal im Krieg gekämpft und das Leben auf dem Schlachtfeld mitbekommen. Das ist unglaublich und kaum vorstellbar – und auch unglaublich traurig. Die Soldaten in Israel sind wie Heilige und die Israelis lieben ihre Armee. Doch ob man das alles wirklich erleben möchte und sollte!?

Letztendlich war es dann soweit – unser bayrischer Freund aus dem Allgäu hatte sein Auto und wir starteten eine 3-Tagestour nach „Cape Tribulation“. Es ist schwer davon zu erzählen, weil man eigentlich alles selbst sehen müsste. Schönster Regenwald, Sandstrände mit blauem Wasser, Wege durch Matsch und Schlamm wo man nicht weiss, ob das wirklich Wege sind oder nur ein eigentlicher Fluss, Wasserlöcher in denen man schwimmen gehen kann und sich wie Tarzan ins Meer schwingen kann.  Unsere Unterkunft war ein schönes Holzhaus mitten im Regenwald, einfach wunderbar.
schwimmen im Suesswasserfluss

Nun wollt ihr sicher alle wissen wie wir Weihnachten verbracht haben und die Antwort wird wahrscheinlich keine Begeisterungsstürme in euch wach rufen. Wir saßen Heilig Abend zu 4. in unserer Hütte im Regenwald, es regnete und wir spielten „Wer ist es“? Das ist alles, kaum zu vergleichen mit Weihnachten zu Hause, aber das ist auch nicht schlimm. 

our Christmas - Dinner
 

 
 
Ein paar Tage vorher hatte es in Cairns eine große „Weihnachtsparade“ gegeben. Vorzustellen wie ein Faschingsumzug in Deutschland, nur dass hier hauptsächlich die Polizei und Krankenwagen umherfahren und Bonbons austeilen, der Weihnachtsmann läuft nebenher in seiner kurzen Hose und Hawai-Hemd und ein Jugendorchester macht Musik auf einem der Wagen.
der Weihnachtsumzug
Anne und der Weihnachtsmann
Unser Weihnachtsessen war dieses Jahr keine Ente und auch keine vegetarische Gans für Sabs, sondern es gab Reis und Nudeln, Backpacker -Essen eben. Wir hatten uns extra Weihnachtsmützen und Rentiergeweihe zugelegt und liefen 3 Tage ständig damit herum, da hörten wir auch hin und wieder ein „merry christmas“.

Als Weihnachtsgeschenk hatten wir 3 Mädels uns dieses Jahr etwas Großes geschenkt – wir gingen zusammen Skydiven/ Fallschirm springen! 14 000 Fuss Früh am Morgen ging es los, mehr oder weniger aufgeregt fuhren wir mit einem Kleinbus voller abenteuerlustiger Leute nach „Innisfail“. Nach einer Stunde Fahrt ging es dann Schlag auf Schlag; bunte Hose anziehen, festsitzende Schuhe, Brille auf, Springgurt an, jedem wird ein erfahrener Sprungbegleiter zugeordnet und dann geht es auch schon mit einem mini-kleinem Flugzeug in den Himmel. Wir waren gleich in der 1. Gruppe, 4 Springer mit ihren Begleitern. Oben im Himmel angekommen schnallte sich der Begleiter dann fest, man hoffte ein letztes Mal dass der Fallschirm auch aufgeht, Beine raus, abspringen und man fliegt und schreit einfach nur noch (das ist wichtig wegen dem Druckausgleich) und bekommt gar nichts mehr mit. Babsi war die 1., dann Anne, dann Sabs; so wie man im Flugzeug sitzt, springt man auch.  Nach 1 Minute freier Fall öffnete sich dann wirklich von allen der Fallschirm, es gab einen Ruck nach oben und dann ging alles langsamer und man konnte die Landschaft genießen. Mitten durch die Wolken und dabei „Über den Wolken“ singen, einen Regenbogen bewundern, große blaue Wasserflächen sehen und winzig kleine Häuser, grüne Wälder und am Ende kaum zu erkennende Menschen. Zwischenzeitlich durften wir auch selber steuern und die Richtung angeben, dabei wurde Babsi wieder ein wenig schlecht. 

Anne mit ihrem Sprungbegleiter
Sabs bei der Landung - sie hatte ihren Fallschirm vergessen ;-)

Die meisten Menschen schlafen nach diesem Ereignis erst einmal und wir fühlten uns auch, als ob gar nichts gewesen sei. Wir erhielten eine Urkunde, Sabs und Babs hatten noch ein bissel mit dem Druckausgleich auf den Ohren zu kämpfen, Annes Fuesse kribbelten die ganze Zeit und wir freuten uns über ein tolles Erlebnis.
Am 25.12. kamen wir von „Cape Tribulation“ zurück und checkten wieder im selben Hostel ein. Noch am selben Abend traf Babsi auf ihren Kumpel von zu Hause, mit dem sie 3 Jahre lang auf der „BBS St. Elisabeth“ war und den sie seit 1,5 Jahren nicht gesehen hatte. Nun war er nicht nur in Australien, sondern auch noch in derselben Stadt. Und er vermittelte Babsi dann auch gleich einen Job. Gemeinsam fuhren sie am nächsten Morgen 7,00 Uhr zum Flughafen, genaugenommen zu einem Tochterunternehmen von „Europcar“. Da werden dann erst die dreckigen Autos vom Flughafen abgeholt, zur Waschstation gebracht, die Fenster und Konsolen sauber gemacht, staubgesaugt, Wasser/ Öl und Benzin nachgeschaut, ein Bericht geschrieben ob Kratzer oder Beulen am Auto sind, das Auto in die Waschanlage gefahren und dort von außen gereinigt. Anschließend werden die Autos zurück zum Flughafen oder in die Stadt gefahren damit sie wieder jemand ausleihen kann. Babsi fuhr also über eine Woche lang Audis und andere Marken – Autos umher und erfuhr zum Glück erst gegen Ende, dass sie bei einem selbst verschuldeten Kratzer 400 Dollar und bei einer Beule 1000 Dollar selber tragen müsste. Einem Koreaner an der Arbeit ging es so, er hatte an Babsis letztem Arbeitstag seinen 3. Unfall und musste so in 2 Monaten 2400 Dollar an Europcar zahlen (ca.1900 €), nun hatte er  auch seinen Job verloren.

Die Waschanlage fuer die Autos

Babsi mit ihrem coolen T-Shirt

Es ist witzig was man in den Autos alles finden kann, was die Kunden vergessen oder mit Absicht zurück lassen. Neben jeder Menge Müll sind das Regenschirme, Geld, Sandspielzeug, Taschentücherboxen, Laserschwerter, Federmappen… Einmal fand jemand 3000 Dollar (ca.2400 €) unter dem Fahrersitz, dieses Geld wurde aber dem Kunden zurück gegeben.
Besonders stolz war Babsi aber auf ihr neon-gelbes Männer-Tshirt, was ihr zu Arbeitsbeginn ausgehändigt wurde und was sie als echten australischen Arbeiter auswies ;)
Sabs bekam einen Job im Hostel, mit dem sie sich immerhin die Unterkunftskosten ersparte. Theoretisch hieß das 3 Stunden Zimmer putzen, praktisch benötigte man gerade mal eine. Auch Anne konnte ein paar Tage später im Hostel anfangen und arbeitete dasselbe.
Eine weitere schöne Erfahrung war die, als wir herausfanden, dass die Ehefrau des Mannes bei dem wir das Fallschirm springen gebucht hatten nicht nur aus Thüringen kam (die 1. Thüringerin die wir in Australien trafen!), sondern auch noch aus Erfurt. Und zu guter Letzt hatte sie auch noch eine Strasse weiter von Babsis letzter WG gewohnt, beim einkaufen im REWE war Babsi also immer an ihrem Haus vorbei gelaufen.
Babsis Geburtstag am 30.12.10 war wunderschön. Es feierten mindestens 25 Leute mit ihr, teilweise wirkliche Freunde, teilweise zufällige Gäste die gerade im Hostel herum saßen. Am nächsten Tag spielten wir zum ersten Mal in Australien Volleyball und Abends gab es noch ein gemeinsames Barbecue.

Silvester feierten wir schließlich mit den Leuten vom Hostel, den ganzen Abend spielte eine Band am Strand und es gab 2 wunderschöne Feuerwerke, wie wir sie so schön noch nie in Deutschland gesehen hatten. 9 Stunden vor euch Deutschen erreichten wir schließlich das neue Jahr 2011, am Strand sitzend mit kurzen Klamotten.

Um von Cairns weiter zu kommen, mieteten wir uns schließlich ein Auto, 2 Wochen bevor wir es abholten. Der Plan war damit nach Alice Springs, Ulluru, Darwin, Broome, Perth zu fahren und somit den Norden, die Mitte und die Westküste Australiens zu bewundern. (Sabs und Anne fliegen am 4.2. von Perth nach Bali, deshalb ist auch ein wenig Zeitdruck vorhanden). Erlebnisse in Australien ereignen sich immer  in sehr kurzer Zeit, doch so viel wie am 5.1.11 war noch nie an einem Tag passiert. Wir wollten unser Auto abholen und gingen zum Automaten um Geld zu holen. Als Erstes fiel Babsi auf, dass sie ihren PIN für die Kreditkarte vergessen hatte (die Karte hatten wir ewig nicht gebraucht), sie kam also nicht an das Geld. Schlimmer war aber der Moment in welchem Sabs auffiel, dass ihre australische EC-Karte verschwunden war! Als wir ihr Konto sperren lassen wollten kam dann heraus, dass irgendjemand ihr gesamtes Konto leer geräumt hatte und sie nun so gut wie nichts mehr besaß… Die Chancen sind gering, aber vielleicht bekommt sie ihr Geld in ein paar Wochen von der Bank wieder, verrückterweise. Irgendjemand musste eine Kamera an einem Automaten installiert haben um ihren PIN heraus zu finden und danach ihre Karte zu stehlen, denn den PIN wusste wirklich niemand.
Anne und Babs rechneten ihr Geld zusammen, es würde gerade noch reichen das Auto mit ihrem Geld zu mieten. Die Anzahlung von 500 Dollar würden wir nämlich nicht wiederbekommen wenn wir das Auto nicht nahmen und wir mussten ja eh irgendwie aus dieser Stadt weg… „Autobarn“ machte uns einen Strich durch unsere Rechnung als wir letztendlich das Auto holen wollten. 2000 Dollar sollten wir noch mehr zahlen, die uns bisher verschwiegen wurden waren. Das Geld würden wir wiederbekommen wenn wir keinen Unfall hätten, aber nachdem wir 3 Stunden jeden Cent zusammen gerechnet hatten, kamen wir zu dem Ergebniss, dass es unmöglich war nach der gestohlenen EC-Karte so viel Geld zusammen zu kratzen. Wir sagten wir würden alles versuchen um das Geld einen Tag später zu haben und gingen ins Hostel zurück. Anne erinnerte sich an einen Aushang von einem Mädel, die Mitfahrer an die Westküste suchte und wir versuchten telefonisch unser Glück. Wahrhaftig, nachdem sie eigentlich schon längst weg sein wollte, war sie doch immer noch in Cairns und hatte wirklich 3 Plätze frei für uns! Damit stand fest, wir würden das gemietete Auto trotz der 500 Dollar die wir zahlen müssten absagen und den nächsten Morgen mit ihr fahren. Sie ist wieder eine Deutsche und heißt Christine. Wollten wir also noch am Morgen in einem gemieteten Campervan sitzen hatte sich innerhalb wniger Stunden wieder alles geändert; das Auto war abgesagt und wir hatten eine neue Mitfahrerin mit deren Auto wir nun auch nicht mehr nach Alice Springs fahren würden, sondern gleich nach Darwin.
Unglaublich wie voll man ein Auto packen kann.
Am 6.1. ging es dann früh los. Knapp 700km fuhren wir an diesem Tag und wir merkten, wie sich die Landschaft veränderte und wir im Outback angekommen waren (auch wenn es ganz schön grünes Outback war). Die Straßen gingen einfach nur geradeaus bis zum Horizont, eintönige Landschaft mit ein paar Pflanzen, 40 Grad und so gut wie kein Schatten, immer wieder Känguruhs an der Straßenseite,  alle 100 km kommt einem auch mal ein Auto entgegen und immer wieder Wasser auf der Straße bei welchem man erst mal schauen musste, ob man wirklich hindurch fahren kann. Noch öfter waren allerdings die optischen Täuschungen die einen glauben ließen, es wäre Wasser auf der Straße. Oft bremste man ab und sah erst dann, dass es gar nicht real war. Vielleicht kann irgendjemand von euch hier sein Wissen anbringen und uns erklären wie genau das möglich ist, wir denken es ist vielleicht die Spiegelung des Himmels!?


Trotz langweiliger Stellen erlebten wir aber auch atemberaubende Momente in welchen sich das Outback von seiner schönsten Seite zeigte.

Immer wieder liefen z.B. einfach Kühe auf und neben der Fahrbahn umher, manchmal gingen sie nicht mal aus dem Weg wenn man direkt vor ihnen anhielt, sie schauten uns einfach nur trotzig an. 

Achtung - Kuehe auf der Fahrbahn.

Einmal stießen wir mit einer Kuh zusammen. Es war zum Glück nur ein kleines Kälbchen welches in letzter Sekunde über die Straße lief. Nach einem ordentlichen „Rumms“ und einer Vollbremsung, waren aber sowohl wir und das Auto, wie auch die Kuh mit einem Schrecken davon gekommen, das Kälbchen lief sofort zu seiner Mama.
 
In dieser Nacht zelteten wir in „Normanton“ in einem Caravanpark und hatten Glück, dass es nicht regnete (Erinnerung – unser Zelt ist nicht wasserdicht).

Dann kam der 7.1.,  der Tag, der  wieder alles veränderte. Bevor ihr euch gleich Sorgen macht – wir sind wohlauf, uns geht es super und wir haben keinen Kratzer abbekommen!
Die Landschaft und die Straße waren mal wieder so eintönig und langweilig als wir mit 100 kmh über den Highway fuhren, dass alle im Auto schliefen (außer Babsi natürlich, sie fuhr).


Und dann, ganz plötzlich,  setzten alle Autofunktionen aus. Babsi drückte auf die Bremse und Kupplung, doch keine Funktion, der Umdrehungsmesser schnellte einfach nur in die Höhe. Babsi lenkte nach links gegen, lenkte dann nach rechts gegen, beim nächsten Mal war das Auto stärker und wir drehten uns um 180 Grad auf der Straße. Dann sahen wir einen Reifen mit der Achse an die Autoseite schlagen und davon fliegen, wir landeten mit unserem Auto rückwärts im Graben und stoppten. Als Anne austieg, musste sie erst mal ein paar kleine Flammen mit der Wasserflasche bekämpfen, die an der Stelle waren, wo vorher der Autoreifen gewesen war.  Wir konnten alles gar nicht so schnell begreifen wie es geschehen war, aber wir waren alle unverletzt und das war wunderbar. An dieser Stelle geht ein Dank an all unsere Schutzengel. 

Hier war vorher mal ein Reifen.
Hier ist der Reifen jetzt.

Nun kann es im Outback ja passieren, dass man stundenlang auf einen anderes Auto wartet. Wir waren aber glücklicherweise nur 56km von der nächsten Stadt entfernt (nachdem wir schon 344 km von der letzten Stadt hierher gefahren waren) und bereits innerhalb der nächsten 2 Minuten hielt ein Auto an und ließ uns telefonieren. Nach einer weiteren halben Stunde kam der Abschleppdienst und alles ging so vonstatten, wie es erst vor ein paar Wochen mit unserem „Johnny“ vonstattengegangen war. Wieder zog er das Auto auf seinen Wagen, wieder lief Öl aus, wieder hieß der Mechaniker John. Dann sammelte er den verlorengegangenen Reifen mit der Achse ein und wir fanden gruseliger weise unter unserem Auto auch noch ein Tierskelett im Gras. Wir quetschten uns dann in seinen sehr engen Abschleppwagen, 2 von uns saßen auf seinem eigentlichen Bett, und wir fuhren in die nächste Stadt namens „Cloncurry“. 
im Abschleppwagen
Wieder luden wir all unsere Sachen aus dem Auto aus, als wir wieder auf einem Caravanpark irgendwo im nirgendwo unser Zelt aufstellten und Gott sei Dank gaben sie uns einen Raum, in welchem wir unser ganzes Gepäck lagern konnten, im Zelt konnten wir gerade so mit 4 Personen schlafen.
10 Minuten nach unserer Ankunft im Caravanpark passierte die nächste witzige Geschichte. Wir hörten einen Polizisten in die Rezeption kommen und schnappten nur die Worte „Deutsche“ und „Unfall“ auf. Erst dachten wir es ginge um uns, dann sahen wir 2 junge Männer. Als wir dann unsere Geschichten austauschten fanden wir heraus, dass die Beiden auch Deutsch waren, dass sie auch gerade einen Unfall mit ihrem Auto gehabt haben, dass auch sie abgeschleppt worden waren, dass ihr Auto nun beim selben Mechaniker stand wie unseres, und dass auch sie nun Mitten im Nirgends darauf warteten, dass es irgendwie weiter ging. Zu guter Letzt stellten sie ihre Zelte auf und wir sahen, dass sie auch die gleichen wasserundichten Zelte wie wir hatten, ganz zu schweigen von demselben Kocher. Außerdem war die deutsche Heimat der Jungs „Kassel“, was ja auch nicht allzu weit von unserer entfernt ist. Das waren schon eine Menge Zufälle und nun ging es beiden Parteien besser, man konnte sein Pech teilen. Abends schneiten dann auf einmal noch 2 Österreicher hier herein die trampten, aber auch nicht von hier weg kamen. Da saßen wir dann zu 8. hier fest und hatten schon wieder Spaß im heißesten Ort Australiens wie uns gesagt wurde, ihr könnt ja mal recherchieren und uns dann mitteilen ob das auch wirklich stimmt („Cloncurry“).

Unsere Kueche.
Mit den Jungs denen dasselbe passiert war wie uns.

Die 2 Österreicher waren am nächsten Tag weg, scheinbar hatte sie jemand mitgenommen. Die einzige Möglichkeit hier anders als mit dem Auto heraus zu kommen ist die, mit dem „Greyhound“-Bus zu fahren, das kostet allerdings eine Unmenge an Geld… Das Auto der Jungs war nicht mehr zu retten, glücklicherweise versprach ihnen ein Mann sie mitzunehmen, unglücklicherweise ließ er sie dann wieder sitzen und sie mussten doch den viel zu teuren Greyhound-Bus nehmen um immerhin erst mal in den nächsten Ort zu fahren, der etwas größer ist und von dem sie nach „Broome“ trampen wollen.
Vorher wurden ihnen allerdings noch Handy und Kamera geklaut. Christine und Babs schliefen schon im Zelt und bekamen gar nicht mit wie 3 junge Männer kamen und alles wichtige Zeug mitnahmen was auf dem Tisch lag. Unsere Sachen waren alle im Zelt (bis auf Annes Waschtasche die jemand versehentlich klaute weil er wohl annahm, dass etwas wichtiges darin sei). Von den Jungs nahmen sie Handy, Laptop, alle Papiere die man hier braucht und Kameras mit. Nach einer kleinen Verfolgungsjagd, bei welcher einer der Jungs mit einer Gabel bewaffnet war, schmissen sie den Laptop und die Papiere plötzlich wieder über die Mauer. Die Polizei war mitten in der Nacht nicht zu erreichen, wir sollten es Morgen früh um 8 wieder versuchen teilten uns die Polizisten aus dem Nachbarort telefonisch mit.
Nun sind also auch die Jungs gefahren und wir warten nun zu 4. immer noch in der Einsamkeit darauf, dass eine neue Achse hunderte Kilometer weit eingeflogen wird und der Mechaniker sie an Christines Auto anbringt. Wir hoffen hier maximal 1 Woche verbringen zu müssen. Einmal sind wir schon nass geworden im Zelt, aber immerhin konnten wir dem größten Unwetter entgehen.


Soweit die Geschichte bis hierhin, unglaublich lang, aber hoffentlich auch unglaublich spannend. Bis zum nächsten Abenteuer, wenn wir hoffentlich der Einsamkeit entflohen sind und mehr haben, als Tausende von Mücken und Fliegetiere die uns stechen und mehr als 180 Stiche an einem Körper produzieren können. Eure Sabs, Babs und Anne