Dienstag, 14. Dezember 2010

Hello again!

Erst vor etwas ueber einer Woche verliessen wir Elliott Heads und gingen mit unserem Johnny auf grosse Tour. Ihr werdet ueberrascht sein, was man in so kurzer Zeit alles erleben kann!

Wir brauchen nicht gross erwaehnen wie emotional der Abschied war, immerhin hatten wir 5 Wochen mit den 2 Menschen zusammen gewohnt und sie hatten uns als ihre neuen deutschen Toechter adoptiert. Mit einer Menge Cookies als Abschiedsgeschenk machten wir uns am 02.12. auf den Weg, neue Abenteuer im grossen Australien zu bestreiten.

Unser erster Stop hiess "Wartburg". In diesen Ort fuhren wir einfach nur wegen der deutschen Wartburg. Ein winziger Ort mit schoener Landschaft. Wir fanden einen Schlafplatz am Wasser, ein wenig eng war das Schlafen zu 3. im Johnny schon, aber im Grossen und Ganzen war es eine schoene 1. Nacht.
Am naechsten Tag fuhren wir einen Weg, der auf der Landkarte gestrichelt war. Wir hatten keine Lust immer nur auf dem langweiligen Highway zu fahren und wollten mal testen ob der Weg fuer uns befahrbar war. Zunaechst sah es gut aus. Immer oefter stand dann mal ein Schild mit "Deep Water Creek" oder aehnlichem, da lief dann einfach Wasser ueber die Strasse und wir benoetigten einigen Schwung um mit unserem Auto dort hindurch zu kommen. Irgendwann war es dann soweit - 0,20cm hohes Wasser ueber eine Strecke von 7 oder 8 Meter, interessant anzuschauen, aber kein Durchkommen mit einem Campervan. Also packten wir unseren Tisch und unsere Stuehle aus und machten dort wenigstens noch Fruehstueck, damit sich der Weg wenigstens etwas gelohnt hatte.
Dann fuhren wir den ganzen langen Weg zurueck, dass waren dann schon mal die ersten 100 Kilometer Umweg.

Die naechsten 2 Tage wunderten wir uns darueber, warum der Highway hier eigentlich Highway heisst. Einspurig, man darf nur 100kmh fahren (genauso wie hier ausserhalb des Ortes) und riesige Schlagloecher ueberall! Wir kamen nur mit ca. 80 kmh voran und alle Trucks ueberholten uns, aber wir fuhren sicher! Den einzigen den wir mal ueberholten, dass war ein Traktor...
Verrueckterweise haben die Australier auch meist keine Baustellenampeln - Sie stellen einfach Menschen hin, die manchmal 14 Stunden taeglich, 7 Tage in der Woche Schilder mit "Stop" und "Slowly" hoch halten. Das sind die "Lollipop" - Menschen.

Im Auto kam es dann doch ab und zu ueber uns, dann spielten und sangen wir Weihnachtslieder (das Radio war meist kaputt). Als wir mitbekamen, dass wir St. Martin ganz vergessen hatten, machten wir das selbe mit St. Martinsliedern.

Am 4.12. waren es dann wieder Tausende Zufaelle, die uns gluecklich machten. Erst wollten wir nach "Mackay" fahren, schafften wir aber zeitlich nicht. Dann wollten wir nach "Sarina" fahren (ja, wegen Sabrina), schafften aber auch das nicht mehr vor dem dunkel werden (18,30 Uhr ist es hier stockdunkel).
Also hielten wir in "Orkabie", bestehend aus ca. 10 Haeusern (wovon die Haelfte unbewohnt ist) und ein paar weit auseinanderliegenden Farmen. Der erste Weg war zu schlecht fuer unseren Johnny, wir fuhren also wieder zurueck und in die andere Richtung weiter, auf der Suche nach einem kostenlosen Uebernachtungsplatz im Auto. Auch bei diesem Weg ueberlegten wir eine Weile ob unser Auto das mit macht, entschieden uns schliesslich dafuer, rumpelten ueber eine ungeteerte Strasse und fanden letztendlich heraus, dass der Weg hier endete. Nur eine einzelne Farm. Wir wendeten gerade um zurueck zu fahren, da kam eine Frau heraus und fragte ob sie uns helfen koenne. Nachdem wir unsere Lage geschildert hatten, bot sie uns an, neben ihrem Haus zu parken. Und schon hatten wir wieder eine Familie kennengelernt! 2 Naechte blieben wir hier, weil es uns so gut gefiel und hatten einen wunderschoenen, abenteuerlichen Tag. Noch vor ein paar Wochen hatten Sabs und Anne beschlossen, sie wollten unbedingt eine Quadtour machen - das hatten wir nun kostenlos! Mit den 2 Soehnen ging es ueber Stock und Stein, durch Matsch und Fluss, es war Abenteuer pur.
Danach gings zum Strand, wir chillten, sahen uns wandernde Krebse an und hatten einen tollen persoenlichen Fuehrer, der uns alles zeigte und erklaerte. Dank der Ebbe konnten wir alles erforschen.
Nachdem wir dann wieder zurueck waren, kam das naechste Abenteuer, wir konnten auf den familieneigenen Pferden reiten. Noch vor ein paar Wochen hatten wir ueberlegt mal eine Tour zu Pferd zu machen, jetzt konnten wir uns kostenlos ausprobieren.
Wir pf;ueckten noch Mangos, fanden heraus das Aloe Vera schrecklich schmeckt wenn man sie roh isst, sammelten Muscheln...
Wieder eine wunderbare Familie, wieder ein neues zu Hause in der Ferne. Aber nach 2 Naechten fuhren wir wirklich weiter, wir wollten ja noch mehr sehen von Australien.

Wieder einmal vollgepackt mit neuen Erfahrungen fuhren wir die naechsten 2 Tage fast nur, machten nur Unterbrechungen zum tanken und einkaufen und verbrachten die Naechte im Auto an Truckstops oder am Strassenrand.

Am Morgen des 8.12. begann ein Tag wie jeder Andere. Wir erwachten frueh, fruehstueckten gemuetlich und fuhren auf den Higway zurueck. Nach 10 Minuten machte unser Campervan auf einmal merkwuerdige Geraeusche und wir stopten. Wir fuellten Oel nach und die Geraeusche verschwanden fuer ein paar Minuten, doch sie kamen zurueck und wurden immer lauter. Wir stopten wieder und fuhren letztendlich ein Stueck zurueck, da hatten wir Polizisten am Strassenrand gesehen. Sie schauten sich die Sache an, sagten es waere wohl nicht allzu schlimm, doch wir muessten zum Mechaniker, damit es nicht schlimmer wird. Alle schoben es auf den Vebtilator, der den Motor kuehlt. Die Polizisten gaben uns "Begleitschutz" und fuhren vor uns her, doch mitten auf dem Highway am Berg verliess uns dann alles. Der Motor ging aus, Gas und Bremse funktionierten nicht mehr. Die Polizisten schoben unseren Johnny dann in eine Bucht am Strassenrand und wir warteten im Polizeiauto auf den Mechaniker, der unser Auto abschleppen sollte. Unglaublicher und gluecklicherweise ersparten wir uns hier 140 Dollar fuers abschleppen, da Babsi in Deutschland im ADAC ist! Und verrueckterweise heisst sowohl der Polizist der uns geholfen hat John, wie auch der Mechaniker John heisst. Wir glauben langsam all unsere Retter heissen John.

Wir fuhren dann im Polizeiauto zurueck nach "Ingham" (die Polizei verfuhr sich erstmal), unser Johnny wurde abgeschleppt und ebenfalls zum Mechaniker gefahren.
Hier nahmen wir noch an wir wuerden etliche Kosten haben wegen der Reparatur, doch bald sah die Sache anders aus. Irgendwo in einer kleinen Stadt in Australien teilten sie uns dann mit, dass es keinen Sinn mehr machen wuerde unser Auto zu reparieren, 5000 Dollar wuerde es kosten fuer einen Second - Hand Motor und dann hatten wir keine Garantie, dass es nicht bald wieder kaputt gehen wuerde. Wir hatten ja nur 3050 Dollar fuer den ganzen Van bezahlt!
Erst glaubten wir nicht was sie uns da erzaehlten, erst vor 2 Wochen wurde unser Auto durchgecheckt und war mechanisch vollkommen in Ordnung. Nun war von einer Minute auf die andere irgendein Schlitz im Motor. Wollten wir das Auto eigentlich am Ende der Reise wieder verkaufen, hatten wir nun auf einen Schlag 3050 Dollar verloren. Wir hatten keine Ahnung wie wir jetzt weiter kommen sollten, wo wir die Nacht schlafen sollten (in Ingham gibts kein Hostel), wir hatten unsere kostenlose Schlafmoeglichkeit verloren und damit auch ein ganzes Auto voller Zeug, was wir unmoeglich mitschleppen konnten (Matraze, Bettzeug, neue Kanister, noch unbenutzte Kocher, Starterkabel, neue Batterie, neue Stuehle, Tisch, Geschirr..) vieles davon war komplett neu, nicht einmal ausgepackt!
Und wieder war es unser ehemaliger Boss John, der uns Mut und Motivation zurueck gab. Er telefonierte ewig mit uns, dann mit dem Mechaniker und sagte uns letztendlich, dass wir dem Mechaniker trauen konnten, was uns schon einmal sehr half. Er versuchte noch einen guenstigen Motor fuer uns zu finden und alle versuchten unser Auto zu retten, aber es war sinnlos.
So verabschiedeten wir uns vor ein paar Tagen von unserem Johnny, nachdem wir ihn 14 Tage bessen hatten und nur 5 Tage richtig damit gefahren waren. Das Zeug im Auto und das Auto selbst, koennen wir wahrscheinlich noch fuer ein paar Dollar verkaufen an jemanden, der ein paar Sachen gebrauchen kann. Dann wird es verschrottet.
Aber es geht immer weiter. Sie suchten fuer uns den guenstigen Campingplatz, fuhren uns dorthin und der Sohn des Bosses lieh uns sein 20-Personen Zelt. (Unser Zelt ist ja nicht regenfest). Am naechsten Tag liefen wir dann mit unseren Kisten aus dem Auto auf dem Highway 2 km zurueck zu unserem Zeltplatz und konnten schon wieder Witze darueber machen, dass wir wohl jetzt weiter nach Cairns laufen muessten, ein bissel was ueber 200 km.
Vor 4 Tagen nahmen wir dann einen Bus nach Cairns und sind nun wirklich nach 3 Monaten an unserem ersten Ziel angelangt. Wir wohnen wieder im Hostel, haben einen total netten Zimmergenossen aus Bayern der sich gerade ein Auto kaufen moechte und hoffen nun darauf, dass er uns mit zum Cape Travulation nimmt ;-) Danach mieten wir uns wahrscheinlich ein Auto.

Also Maedels und Jungs, wie wir mal wieder sehen: Es geht immer weiter! Unglaublich aber wahr.

Seid gegruesst!

Dienstag, 30. November 2010

Nachtraegliche Bilder

Die Arbeit in der Tomatenpackstation!

John, unser toller Boss.

Immer schoen den "Rubbish" (Muell) entfernen.


Alles was nicht schoen aussieht muss raus...


Ach hatten wir einen Spass auf Arbeit...

Johnny



Der letzte Abend mit den Freunden der Menschen bei denen wir gerade wohnen




links: die Freunde rechts: das Ehepaar wo wir gerade wohnen.

Samstag, 27. November 2010

Halli Hallo!

Nun haben wir ja schon eine ganze Weile nicht von uns hoeren lassen! Das liegt wohl an dem Umstand, dass wir noch immer am selben Ort sind, noch immer in Elliotts Heads/ Naehe Bundaberg.
Das heisst aber nicht, dass nichts geschehen ist! Wir lebten eine ganze Weile mit der kleinen Familie zusammen, in unserem grossen Haus unter Palmen. Die eigentlichen Besitzer, die Eltern des Mannes, trafen wir nur 1 Abend, dann fuhren sie in den Urlaub.


unser Haus

im kleinen Zoo




Selbst an den Fuessen gibt es hier Kaenguruhs.
Nein, das ist kein Prinz. Nur ein netter Frosch der Babsi spaeter ins Gesicht gesprungen ist.


Wir assen zusammen, fuhren in die Stadt, feierten einige Geburtstage (unter anderem Sabs ihren), teilten Freud und Leid und uns wurden tiefe Geheimnisse anvertraut, die sie nicht mal ihren besten Freunden erzaehlten. Es war nicht das erste Mal das uns hier tiefes Vertrauen entgegen gebracht wurde und wir nicht verstanden, warum gerade wir dies erfahren duerfen. Es ist wundervoll.

Sabs ihr Geburtstag
Sabs und Anne arbeiteten noch eine Woche auf der Farm und pflueckten jeden Tag Cherri-Tomaten. Die Menschen dort waren nett, der Lohn war gering und die Arbeit ging nicht sehr lange.


Nach dem 1. Arbeitstag, fuer Babsi auch der letzte.

Juhu, wieder 4,50 Dollar erarbeitet.





Babsi machte Strassenmusik und war dabei nicht viel schlechter dran mit dem Geld.
Eines Tages traf sie dank ihrer Musik dort wieder auf unserer Freund Robert, die deutsche Bekanntschaft aus Nimbin. Der hoerte sie an der Strasse spielen. Von ihm wissen wir jetzt, dass Suesskartoffeln ernten der dreckigste und anstrengenste Job ueberhaupt ist und wir uns nicht das Ziel setzen sollten, das auszuprobieren.

Nach ca. 2 Wochen kamen schliesslich die Eigentuemer der Hauses zurueck, ein Ehepaar um die 60.

Die Eltern des Familienvaters.

Leider verliess uns kurz daraufhin die kleine Familie mit dem Versprechen, vor unserer Abreise nocheinmal fuer ein Barbecue die 5 Stunden hierher zu fahren. Es war ein trauriger und herzlicher Abschied wobei jeder sich auf das naechste Wiedersehen freute.

das Abschlussfoto.

Seitdem leben wir nun also mit einem aelteren Ehepaar zusammen und auch hier ist die Herzlichkeit und unsere Freundschaft kaum zu beschreiben. Der Mann sagt sehr oft, dass er nun zu seinen 3 Soehnen noch 3 deutsche Toechter dazu bekommen hat und es steht schon fast fest, dass sie uns in ein paar Jahren mal in Deutschland besuchen kommen werden. Wir haben immer sehr viel zu lachen wenn wir gemeinsam essen und auch ihre Freunde durften wir bereits kennen lernen. Ein Ehepaar, welches erst mit 74 Jahren das machte, was wir heute machen. Durch die Laender reisen.

Nachdem 1 Woche Arbeit mit Tomaten picken vergangen war, fragten wir zum 2. Mal auf einer anderen Farm an. Eine Woche vorher hatten sie uns mitgeteilt, sie haetten derzeit keine Beschaeftigung fuer uns, wir sollten es aber spaeter erneut versuchen. Und tatsaechlich – diese Woche gab es aufgrund des Wetters mehr zu tun und wir konnten am naechsten Tag beginnen in der Tomatenpackstation zu arbeiten, fuer glatte 18,45 Dollar! Ein gewaltiger Unterschied zu 4,50 Dollar… 18,45 Dollar Stundenlohn ensprechen uebrigens derzeit 13,312 Euro, damit ihr eine Vorstellung habt, dass ist wirklich gut hier! Aufgrund der Arbeitszeiten koennte man in einer Woche bis zu 1000 Dollar verdienen, wovon allerdings noch etliches an Steuern abgeht…

Nun begann also unsere Arbeit – ein Kapitel unseres Leben, welches uns noch ewig praegen wird! Erst schien alles wunderbar, die Menschen waren uns freundlich gestimmt und wir arbeiteten den 1. Tag dort, wo die 1. Klasse Tomaten in Kartons verpackt werden, die 2. und 3. Klasse Tomaten aussortiert und weitergeschickt werden und alles Matschige im Papierkorb landet. Man macht den ganzen Tag dasselbe und wir waren nach 9 Stunden Arbeit wahrhaftig k.o. als wir nach Hause kamen. Anne hatte schlimme Kopfschmerzen, deshalb ging sie zum Arzt und ihr wurde eine Grippe bescheinigt. Nach einem Arbeitstag lag sie also erstmal ueber eine Woche lang flach und konnte nicht arbeiten.
Babsi erging es nicht viel anders. Am 3. Tag bekam sie von der Arbeit solche Rueckenschmerzen, dass sie nach einigen Stunden letztendlich vor Arbeitsschluss nach Hause gehen musste. Nach 1 freien Tag hatte sie sich dann bei Anne angesteckt und auch sie konnte 1 Woche nicht arbeiten. Unsere fleissige Sabs musste nun jeden Tag alleine los um Geld zu verdienen.

Mit dem Traum im Kopf endlich genug Geld fuer ein Auto zu besitzen, zogen wir nach 1 Woche wieder alle los. Hatten wir noch gedacht 9 Stunden am Tag arbeiten waere viel, wurden wir nun bald eines Besseren belehrt.
4,45 Uhr aufstehen, fruehstuecken, 25 Minuten zur Arbeit laufen, 10 Minuten warten um schliesslich 6,20 Uhr mit der Arbeit zu beginnen. Klappe oeffnen um Tomaten in die Kiste rollen zu lassen. Alles was nicht erstklassig aussieht (zu viele Marks, keine schoene Form…) aus der Kiste raus lesen und auf ein Fliessband legen. Alles was kaputt ist in den Muelleimer hinter einem werfen. Alles wo man unsicher ist oder was die falschen Tomaten sind (zu klein, zu gross, zu rot, zu gruen…) in eine andere Kiste werfen, diese Tomaten werden spaeter nochmal sortiert. An der Kiste ruckeln damit die unteren Tomaten nach oben kommen. Erneut nach nicht erstklassigen Tomaten suchen. Auf das Gewicht 11,2 kg achten; wenn die Waage nicht geht, bis zum Strich fuellen. Ist alles perfekt: der Kiste einen heftigen Ruck geben, sie damit nach hinten auf ein Fliessband befoerdern und sie faehrt davon. Einen Sticker mit Strichcode von unten nehmen, sich zu einem Fliessband umdrehen, sich bei den Menschen entschuldigen die man dabei ueber den Haufen rennt, mit einem kraeftigen Ruck eine Kiste aus der langen Reihe befreien, den Strichcode an die richtige Stelle kleben, sich wieder zu seinem Arbeitsplatz umdrehen, die Kiste auf die Waage stellen, und das ganze beginnt von vorn. Oftmals wechselt man dann seinen Arbeitsplatz, weil andere “Shoots” voller sind. Wenn man zu langsam ist gehen die Tomtaten kaputt, sie quellen ueber und vermischen sich mit einer anderen Sorte oder sie fallen hinten herunter. Es ist ein Wettrennen gegen die Zeit, welches manchmal unmoeglich zu schaffen ist, wenn nicht mal genug Menschen vorhanden sind um alles abzudecken.
Nach jeweils 3 Stunden gibt es eine Pause, in die jeder rennt und einfach alles stehen und liegen laesst. Fuer Tomaten kann man eben nicht so viel Gefuehl entwickeln wie fuer Menschen, wenn man in der sozialen Arbeit arbeitet. Die meist gestellte Frage an der Arbeit ist definitiv die, wann der Andere einen “day off”, also einen freien Tag hat. Man macht diese Arbeit nur aus einem einzigen Grund – um Geld zu verdienen.

12 Stunden am Tag arbeiten die Menschen dort – wir eingeschlossen. Das koennte man in der Theorie 7 Tage die Woche machen, wir brauchen 1 Tag frei in der Woche.
12 Stunden nach Arbeitsbeginn sind 10 000 Kisten Tomaten zu je 11,2 kg eingepackt und auf dem Weg in die ganze Welt – und wir duerfen endlich nach Hause gehen. Wieder 25 Min. nach Hause laufen – manchmal nimmt uns jemand mit – und es steht ein wundervoll gekochtes Essen unserer “Hausmutti” auf dem Tisch! Wuerden wir mal wieder 10 Stunden schlafen wollen, muessten wir 18,45 Uhr ins Bett gehen – zur Erinnerung - wir haben 18,00 Uhr Arbeitsschluss.

Doch bei der koerperlichen und eintoenigen Arbeit, da denkt man sich noch – was dich nicht umbringt, macht dich stark. Schlimmer ist zu wissen, dass man gerade jegliche Koerperteile an seinem Koerper negativ beeinflusst. Rueckenschmerzen, Knieprobleme, Probleme mit der Wirbelsaule, Schmerzen in den Fuessen, Buckel – die Menschen dort haben alles. Sie leben von den Schmerzmitteln die sie jeden Tag nehmen. Frauen die aussehen, als waeren sie schon 25 Jahre aelter. Viele Menschen die schon ewig dort arbeiten, haben zusaetzlich Probleme mit Drogen oder Alkohol, alle rauchen, vielen fehlen Zaehne im Gebiss.
Ausserdem wird das Gehirn ausgeschaltet, somit wird die Gehirntaetigkeit immer schlechter. Leider haben die Menschen dort oft nichts interessantes mehr zu erzaehlen – das bedeuted laestern ueber alle anderen Menschen.

Wobei wir bei unserem Hauptproblem angelangen. Waren am Anfang noch alle nett zu uns, aenderte sich das schnell. Ein paar Mal bekamen wir mit, wie Menschen tuschelten, uns schraeg von der Seite ansahen und wir von einem Tag auf den anderen nicht mehr gegruesst wurden. Menschen sprachen nicht mehr mit uns, mit denen wir vorher gut zurecht gekommen waren. Da unsere Englischkenntnisse noch nicht ausreichen um andere Menschen zu belauschen, konnten wir nur unsere Namen verstehen, nicht was ueber uns erzaehlt wurde.
Die Chefin an unserer Arbeitsstelle ist eine kleine Frau mit einer lauten Stimme. Alle paar Minuten schreit sie Dinge wie “zu viele schlechte Tomaten in der Kiste”, “zu viele gute Tomaten auf dem Fliessband” oder “checkt eure Boxen”. Ab und zu bringt sie dann falsche Kisten zurueck. Wir wissen, dass sie uns nicht besonders mag. Haben die Menschen die schon ewig dort arbeiten das Recht, waehrend der Arbeitszeit ihren Kaffee zu trinken, eine zu rauchen, zu quatschen und dabei ihre Arbeit zu verzoegern (das trifft nicht auf alle zu!), sind kleine Backpacker hier nichts. Wir wurden getrennt weil wir scheinbar zu viel redeten, wir sind grundsaetzlich zu langsam, unsere Kisten sind eh nie gut genug. Keiner ist sich einig in seinen Anweisungen. Sagt jemand diese Tomate muss aussortiert werden, kommt der naechste und meckert, weil man die Tomate aussortiert hat. Manchmal wechseln alle 10 Minuten die Schreie von “zu viel Gutes aussortiert” zu “zu viel schlechtes aussortiert”.

Einmal hielten sie zweien von uns eine Tomate vors Gesicht, zerdrueckten sie und freuten sich darueber, wie die ganze Sosse in unserem Gesicht runter lief. Das war der absolute Tiefpunkt. Wir fuehlten uns unserer Wuerde beraubt. Am naechsten Tag gingen wir auf Arbeit und hatten das Vertrauen in jede einzelne Person dort verloren. Es tut weh jeden Menschen so zu betrachten, als koennte er schlecht sein, als koennte er alles gegen einen verwenden, was man ihm anvertraut.

Nach ein paar Tagen wurde es wieder besser. Wir lernten manche Menschen anzunehmen als jemanden, der nicht wichtig ist fuer unser Leben und sprachen nicht mehr als das noetigste mit ihnen. Doch bei manchen Menschen fanden wir auch heraus, dass sie wirklich gute Menschen sind! Die Frau, die manchmal die Chefin vertritt, motiviert die Arbeiter nicht damit ihnen staendig zu sagen was sie alles falsch machen, sie sagt ihnen was sie gut machen. Sie ist nett. Doch wer lange dort arbeitet muss mitziehen. Auch wenn es darum geht ueber Andere herzuziehen. Doch auch ein paar andere Mitarbeiter schlossen wir in unser Herz.

Die Tomaten stiegen uns zu Kopf. (Ein Abschlussgeschenk an John, unseren Boss)
Doch der beeindruckenste Mann, den wir unser Leben lang in wunderbareer Erinnerung behalten werden, dass ist der Eigentuemer der Farm, John. Er ist unser Boss, doch er wehrt sich dagegen, Boss genannt zu werden. Weil er uns nicht sagen kann was wir tun sollen, das ist unsere Entscheidung. Er ist 69 Jahre alt und hat sein Leben lang von frueh um 5 bis spaet Abends gearbeitet. Er ist einer der reichsten Menschen in der Gegend und muesste es nicht mehr tun, aber er ist es nicht anders gewohnt und liebt es ausserdem den Menschen Arbeit geben zu koennen. Er lacht sehr viel und geht jeden Morgen zu allen Mitarbeitern um ihnen Hallo zu sagen und zu fragen wie es ihnen geht. Manchmal geht er umher und schenkt allen ein Bonbon, denn er moechte, dass alle in guter Stimmung sind.
Wir haben eine sehr gute Beziehung zu ihm, vielleicht ist das der Grund, warum uns viele an der Arbeit nicht moegen. Als er erfahren hat, dass wir ein Auto kaufen wollen, war er sehr besorgt um uns. Damit wir ja nicht das Falsche kaufen. Er hat uns im Internet Autos herausgesucht, Tips gegeben und sein Mechaniker schaute bereits zweimal unter Autos, die wir vielleicht kaufen wollten.

Und das 2. - das haben wir tatsaechlich gekauft! Seit 3 Tagen steht nun ein Campervan vor der Haustuer und es ist ein unglaubliches Gefuehl zu wissen, das ist unser Eigener! Wir haben dafuer gearbeitet und jetzt werden wir die naechsten Monate darin reisen und wohnen. Der Name unseres Autos ist Johnny - gewidmet unserem ehemaligen Boss. Kurios, dass wir das Auto genau an seinem Geburtstag kauften. Und das auch der vorherige Besitzer des Vans Johnny hiess.
 
Unser Johnny.
Erste Grundreinigung die tagelang andauert.
Fuer Sabs und Anne ist Morgen der letzte Tag auf der Farm.Babsi hatte ihren letzten Tag schon vor 1 Woche, seit einer Woche verdient sie wieder ihr Geld mit der Musik. Unglaublich welche tollen Erlebnisse man alleine machen kann, wenn man nur 5 Stunden an der Strasse steht und Musik macht. Abgesehen von recht viel Geld, hat sie mittlerweile schon 2 Herzchen bekommen, Kinder erlebt die zur Musik tanzten, Jugendliche erlebt die Geld gaben, etlichen Menschen wenigstens fuer ein paar Minuten ein Laecheln aufs Gesicht zaubern koennen und sie wurde eingeladen in einer Kunstausstellung zu spielen, nur fuer einen Moment, um zu hoeren wie die Akkustik im Raum ist.


Zum Abschied bekam Babsi von unserem Boss ein Australien-Handtuch geschenkt und er fragte sie, was sie tun wuerde, wenn er beim Abschied weinen wuerde.

Manchmal fuehlen wir uns schrecklich hilflos aufgrund dieser Freundlichkeit, Nettigkeit und Ehrlichkeit der Menschen, man moechte gerne viel zurueck geben doch fuehlt sich, als koennte man nie genug zurueck geben. Doch wenn wir das gegenueber diesen Personen in Worte fassen, wird uns immer wieder klar, dass auch wir mit unserer Ehrlichkeit und unserem Lachen den Menschen unheimlich viel geben koennen. Und das fuehlt sich gut an.


In diesem Sinne sagen wir nun ein weiteres Mal "Goodby", nicht nur am Ende dieses Blogs, sondern auch in wenigen Tagen zu den Menschen um uns herum, wenn es dann mit unserem Johnny auf grosse Tour geht.

Vergesst uns nicht liebe Menschen zu Hause, wir behalten euch auch immer in Erinnerung. Liebe Gruesse, Sabs, Babs und Anne.

P.S. Eine kurzer Wetterbericht von hier:
Wir muessen noch immer oft mit Jacke umherlaufen und dieses Jahr regnet es so viel, wie in den letzten 5 Jahren zusammen. Vor 2 Tagen waren in jeglichen Teilen Australiens Unwetter und Orkane angesagt, bis auf den mittlersten Punkt im Outback.

Am Ende noch ein paar Bilder:

Ein paar Tage genossen wir die Ruhe am Strand, bevor wir arbeiteten. Die Sonne schien hier zwar, aber es war sehr windig.


Ein Krebs.

Die Werke eines Krebses.
Keine 5 Minuten von unserem Haus entfernt, haben wir solche Ausblicke.
 




Da brennt er der Sugar - Cane. Allerdings beabsichtigt, ein Ereignis was nur ungefaehr alle 20 Jahre vorkommt. Diesmal war es notwenig aufgrund des Wetters. Unglaublich anzuschauen,direkt daneben fahren die Autos.


Ein Mensch von der Arbeit den wir auf jeden Fall in guter Erinnerung behalten - Paula. Sie ist aufgewachsen in Argentinien, hat jahrelang auf Mallorca gelebt und ist eine wahrhaftig verrueckte Person, die alle Menschen annimmt wie sie sind. Nach mehr als 3 Monaten Tomaten packen hatte sie gestern ihren letzten Tag. Deshalb steckte sie ihren Schuh anstelle von Tomaten in die Kiste und schickte ihn auf grosse Reise durch die Tomatenhalle.
Wir verbrachten ein paar gemuetliche Abende bei ihr, jetzt ist sie zurueck auf Mallorca.