Sonntag, 1. Januar 2012

Angekommen in Neuseeland!

Hey! Nun gibts keine australischen Gruesse mehr, jetzt gibt es Neuseelaendische! :)

Die Zeit rennt und schon wieder sind Monate vergangen seit unserer Ankunft hier. Ich frage mich ob die Zeit bei euch zu Hause auch so schnell laeuft? Auf jeden Fall haben wir nach einer Umstellung der Uhr zur Sommerzeit nun 11 Stunden Zeitunterschied nach Deutschland, ich glaube einige Tage lang waren es sogar 12! Das laesst einen wirklich erkennen das man einmal um die Welt gereist ist...

Ich kann nicht sagen, dass wir uns riesig darauf freuten nach Neuseeland zu kommen. Ohne Geld hatten wir keine wirkliche Ahnung wo wir hin gehen koennten und wo zu schlafen. Das wuerden wieder ein paar kalte Naechte werden... Das es eine recht taffe Zeit fuer uns war koennt ihr auch daran erkennen, dass ich nicht mehr den Blog geschrieben habe. Wir hatten bis vor wenigen Tagen noch immer kein Laptopkabel und das Geld was wir somit fuers Internet ausgaben, musste fuer die Jobsuche herhalten.



Unser Flug von Sydney nach Auckland ging am 14.9. abends und entgegen der Meinung der Menschen im Hostel, dass es doch viel zu weit waere mit all unserem Gepaeck zum Flughafen zu laufen, taten wir es trotzdem. Wir hatten ja den ganzen Tag dafuer Zeit und wuerden weitere 18 Dollar sparen. ;) 4 Stunden spaeter  kamen wir an,  zweieinhalb hatte man uns angekuendigt, doch wir machten eine Menge Pausen und liessen uns Zeit.



Wir stiegen in den Flieger und kamen 5 Stunden spaeter in Neuseeland an, wovon wir 3 Stunden geflogen waren und die Uhr um weitere 2 Stunden vorgestellt wurde. Man liess uns ohne Probleme passieren, niemand fragte wie viel Geld wir wirklich auf dem Konto haben und wir waren angekommem -  in unserem zu Hause fuer die naechsten 8 Monate. Ein grosses Plakat begruesste uns - Maennerhintern in Sportkleidung, irgendjemand greift zwischen deren Beinen hindurch um Besitzer des eifoermigen Balles zu werden. Welch ein seltsamer Willkommensgruss. Man konnte es nicht vergessen, hier war gerade Rugby - WM und diese ist genauso wichtig wie die Fussball-WM fuer die Deutschen. Die "All Blacks" sind die Helden Neuseelands, der Rugby ihre Religion und zu diesem Zeitpunkt meiner Nachricht haben sie die WM bereits als neue Weltmeister verlassen. Mensch, in was fuer einem herrvorragendem Land bin ich doch hier gelandet ;)



Wir waren nicht im geringsten am Rugby interessiert und gehoerten damit wohl zu einer enormen Minderheit. Auf dem Zettel den man vorm  Eintritt nach Neuseeland auszufuellen hatte um anzugeben wie lange man bleibt, ob man irgendwelche Fruechte einfliegt (die ja Bakterien oder Fruchtfliegen mit sich bringen koennten), auf diesem Zettel gab es extra wegen der WM ein neues Kaestchen mit der Frage: "Bist du wegen der Rugby-WM hier?"  Es waren wohl nicht viele Passagiere die wie wir dort "Nein" ankreuzten.

Wieder einmal das Gefuehl: "Und jetzt?" Warum sind wir denn eigentlich in Neuseeland und was wollten wir hier anfangen? Wir hatten schon 2 Wochen vorher 26 Leuten auf "Couchsurfing" geschrieben, die Seite auf der Menschen in der ganzen Welt kostenlos einen Schlafplatz anbieten, irgendwann kann man es hoffentlich anderen Reisenden mit einer eigenen Couch zurueck geben. Von 26 Leuten hatte uns kein einziger geantwortet... Die waren wohl alle ausgebucht mit Rugby-Fans.
Doch wir hatten Glueck: Der Flughafen war die ganze Nacht geoeffnet und wir machten es uns auf der Bank bequem um wenigstens bis zum naechsten Morgen ein paar Stunden Schlaf zu bekommen. Damit konnten wir die Frage um das Danach noch ein paar Stunden verschieben, aber als es ploetzlich immer belebter neben unserer Schlafstaette wurde, wir dank unbequemer Bank noch unausgeschlafener als vorher waren und uns nach einer Dusche sehnten, wussten wir, wir konnten vor unserer Zukunft nicht mehr davon rennen. Die Pommes von MC Donalds die wir uns uns ausnahmsweise goennten, weil wir ja gerade wieder eine Nacht Unterkunftskosten gespart hatten, waren traumhaft.



Noch im Flughafen durchforsteten wir stundenlang das Internet nach Jobs und bewarben uns bei etlichen Firmen, Schlangen von Menschen hinter uns stehend die alle darauf warteten 15 Minuten kostenlos ins Internet gehen zu koennen, die normalen Flugpassanten liefen in Scharen umher. Nach Stunden legten wir endlich fest: Wir wuerden 8 km zum naechsten Ort laufen, Isomatten kaufen und dann einen Platz fuer unser Zelt finden. Wir waren so muede, wir wollten nur noch schlafen....Als wir aus dem Flughafen traten, fing es an zu regnen. Wir gingen wieder hinein und warteten eine weitere halbe Stunde bis es aufhoerte, so wuerde das Wetter in Neuseeland bleiben und das war nicht gerade aufbauend. Etliche Menschen teilten uns mit wir waeren in der falschen Zeit gekommen, es war ja immer noch Winter. Aber mein Australienvisum war nun mal in dieser Jahreszeit abgelaufen, ausser illegal da zu bleiben gab es keine Alternative als irgendwo anders hin zu gehen.

Wir ueberlegten kurz mit dem Shuttlebus nach Auckland zu fahren und in einem Hostel unterzukommen um einer Nacht im Regen zu entgehen, aber was fuer ein dummer Gedanke. Wir hatten noch immer genug Geld fuer Essen, doch fuer eine teure Untekunft koennte es gerade fuer eine Woche reichen bis wir nichts mehr haetten. Wir warteten noch immer darauf unsere gezahlten Steuern von Australien zurueck zu bekommen, was unser Leben um einiges einfacher machen wuerde, aber die Australier sind da nicht weniger relaxt als die Deutschen, nach 8 Wochen war noch immer nichts geschehen.



Also liefen wir, und liefen, um irgendwo einen Platz fuers Zelt zu finden, was inmitten einer Ortschaft ja bekanntlich schwer ist. Nur Privatgrunstuecke wohin man blickt, selbst die Waelder gehoeren zu irgendwem. Der einzige passende Platz stellte sich kurz spaeter als Golfplatz heraus. Und wie wir da so muede und in Gedanken am Strassenrand entlang liefen, geschah wieder ein kleines Wunder. Ohne das wir unseren Daumen herausgestreckt hatten hielt ein Auto an um uns mit zu nehmen. Doch das war noch nicht genug, als der Mann hoerte wir wollten die Nacht bei diesem Wetter im Zelt verbringen, lud er uns ein in seinem Haus fuer eine Nacht zu verweilen. Das war das Beste was uns in diesem Moment passieren konnte, wir sollten auch spaeter noch kennen lernen wie gastfreundlich die Neuseelaender sind. Dieser Mann war ein "Maori", dass sind die Eingeborenen Neuseelands, aber im Gegensatz zu den Aboriginis in Australien sitzen diese nicht vernachlaessigt auf der Strasse herum und trinken weil sie keinen Lebenssinn sehen, sie sind gesellschaftlich genauso anerkannt wie die Weissen. Sie waren eben schon immer ein kaempferisches Volk und kaempften damals gegen die Weissen die sie unterdruecken wollten. Sie lassen sich bis heute nicht unterkriegen und spielen in der Politik eine wichtige Rolle.Wir verbrachten die Nacht in dem Ort mit dem netten Namen "Papatoetoe", ein Wort in der Sprache der Maoris.



Am naechsten Tag fuhr der Neffe dieses Mannes nach "Hamilton" und bot an uns mit zu nehmen. Wir wussten nicht wo Hamilton liegt, aber wir wussten auch nicht wo wir hin wollten und wenn man schon einmal eine kostenlose Mitfahrgelegenheit bekommt, sollte man die doch nutzen oder? Wir fuhren also mit dem Maori- Neffen und seiner Maori-Freundin nach Hamilton, da gab es ein grosses Stadium und noch am selben Abend wuerden die neuseelaendischen "All Blacks" gegen irgendein anderes Land Rugby spielen, der Grund warum sich auch eine ganze Schar anderer Menschen dorthin auf den Weg machte.

Angekommen in Hamilton machten wir unseren Weg zum Stadtzentrum und liessen uns auf einer Bank nieder. Jetzt begann das uns nur allzu bekannte Spiel wieder von vorne. Waehrend hunderte Menschen im Stadium ihre Mannschaft anfeuerten, waren wir nur damit beschaeftigt heraus zu finden wo wir diese Nacht verbringen koennten, wo es guenstig Essen gab und ob uns vielleicht jemand zurueck geschrieben hatte und wir nun einen Job hatten. Hatten wir natuerlich nicht... Aber da gab es noch eine kleine Hoffnung und ich lief durch die ganze Stadt um irgendwo eine Telefonzelle zu finden, ich wollte eine Familie kontaktieren die irgendwo auf dieser Insel wohnte und eine Nanny fuer die naechsten 3 Wochen benoetigten. Diese sollte allerdings am naechsten Tag anfangen und so waren meine Hoffnungen gering, dass sie noch niemanden gefunden hatten. Als ich endlich eine Telefonzelle gefunden hatte fand ich gleich heraus, dass wir uns unbedingt ein Handy zulegen muessten: Die oeffentlichen Telefone funktionierten nur mit einer gewissen Telefonkarte, die wir natuerlich nicht hatten. Also machte ich mich auf ins naechste Hostel und der "nette" Mann liess mich viel zu ueberteuert telefonieren, dafuer, dass ich in 2 Versuchen nur eine Mailbox erreichte. Sie meldeten sich nie bei mir.
 

Doch als ich zurueck zu unserer ausgewaehlten Bank kam, sah ich einen ca. 40 jaehrigen Mann neben Jaak sitzen und konnte nicht verhindern, dass mich Hoffnung und Freude ueberkam. Egal wer dieser Mann war oder was er uns zu sagen hatte, es ist einfach ein solch schoenes Gefuehl in schwierigen Situationen einen Helfer zu finden, auch wenn das helfen vielleicht nur heisst ein paar aufmunternde Worte zu bekommen, das Gefuehl: "Du bist nicht allein" oder die Erfahrung, dass nicht alle vorbei laufen und uns herablassend anschauen weil man uns womoeglich ansieht wir sind gerade obdachlos und haben nicht viel Geld. Eigentlich kann man sagen, dieser Mann stellte sich als unser kleiner, privater Engel heraus. Und das wohl erstaunlichste an dieser Tatsache: Dieser Engel war ein Obdachloser der erst vor 3 Monaten aus dem Gefaengniss entlassen worden war.

Unser obdachloser Helfer


Den ganzen Tag blieb er bei uns und als es dunkler wurde, schlossen die Tueren des Obdachlosenheimes auf, dort wollte er uns gern fuer die naechsten Naechte unterbringen, das waere nicht sehr teuer. Das hiesse aber auch, dass ich in dem Obdachlosenheim fuer Frauen unterkommen wuerde und Jaak mit unserem Helfer im Maennerobdachlosenheim, ich kann nicht sagen, das ich der ganzen Sache ganz gelassen entgegenging. Den "Stolz" habe ich verloren. Es spielt keine Rolle ob ich nun mit Prominenten im Hotel oder mit Obdachlosen im Obdachlosenheim unterkomme, hier in der Ferne ist alles egal und dies macht das Leben so unglaublich einfach.Zweifel hatte ich eher weil unser Helfer uns schon vorbereitete wir muessten auf unsere Sachen aufpassen, da wird gerne mal was geklaut. Ausserdem sind die Leute dort gewoehnlich betrunken. Na gut. Ich kann nicht sagen ich aergerte mich sehr, als das Obdachlosenheim schon "ausgebucht" war und wir nun doch die Nacht draussen verbringen sollten. Doch wir hatten ein Zelt und obwohl es kalt war, wuerde das schon gehen. Wir warens ja mittlerweile gewoehnt. Unser Helfer brachte uns Klamotten aus dem Heim, Muetzen und die naechsten Tage immer wieder warmen Tee und leckere Baguettes. Wir fuehlten uns echt beruehrt von dieser Hilfe, scheinbar ist es wahr, die das wenigste haben, die geben das Meiste. Die naechsten 3 Naechte uebernachteten wir also im Zelt, da wir aber inmitten einer Kleinstadt sind, war das recht schwer. Unsere ausgewaehlten Plaetze befanden sich hinter Hecken am Fluss, nur 2 Meter neben uns konnten wir die Leute auf dem Weg vorbei laufen hoeren.



Ausserdem warnte uns unser obdachloser Freund, da hingen auch oft die anderen betrunkenen Obdachlosen herum, die nicht immer alle nur Gutes wollten... Es ist verrueckt, dieses soziale Gefuege und wie man in eine Gruppe hinein geraet. Wir waren nie zuvor in Hamilton gewesen, kannten keine Menschenseele dort. Haetten wir unser letztes Geld zusammen genommen und es fuer eine Nacht im Hotel ausgegeben, haetten wir ganz andere Leute kennen gelernt, haetten den Obdachlosen auf der Strasse vielleicht einen mitleidigen Blick zu geworfen. Aber nun waren wir ohne Geld und in der "Gruppe der Obdachlosen". Es waren die wohlhabenderen Leute die uns keines Blickes wuerdigten oder abwertend ansahen, die Obdachlosen hingegen gruessten uns auf der Strasse und dauernd sagte jemand er wuerde da jemanden kennen, der koennte uns bestimmt mit nem Job helfen...

Am 1. Tag in Hamilton hatte ich festgestellt wir brauchen ein Handy, sonst koennten wir ja nie irgendwelche Jobs kontaktieren. Und genau am selben Abend waren wir auf unseren Helfer getroffen der uns mitteilte, am naechsten Morgen wurde ein neuer Handyladen aufgemacht und die ersten 50 Kunden kriegen ein Handy geschenkt. Na da mussten wir hin :) Jaak schlummerte noch im Zelt als uns unser Helfer Fruehstueck aus dem Obdachlosenheim mitbrachte und wir gemeinsam zum Shop "rannten". Es war ca. 8 Uhr am Morgen und der Laden wuerde um 9,30 Uhr aufmachen. Ploetzlich kamen all die Visonen in mir hoch, die wohl materialistisch eingestellte Menschen sehr oft haben: "Was wenn ich zu spaet bin? Oh Gott, ich muss unbedingt eines dieser Telefone kriegen. Vielleicht kann ich ja irgendwie tricksen? Ich stell mich einfach an den Anfang und poebel ein bisschen rum wenn jemand was sagt...?" Ich hatte es nur einmal erlebt, als ich mit meiner Mutti im Aldi anstand um einen dieser super guenstigen Druecker zu bekommen. Sobald der Laden auf war, stuermten die Menschen los, jeder rannte den Anderen ueber den Haufen und interessierte sich nicht an den Fuessen der anderen Menschen. Willkommen in der modernen Gesellschaft. Wuerde nebenbei auf der Strasse jemand verbluten, keiner wuerde seinen Platz aufgeben und ohne guenstigen Drucker oder Handy losziehen.

"Schnaeppchenjagd", schon frueh um 3 wird angestanden fuer ein kostenloses Handy


Ich schaffte es, war in den 30iger Nummern. Ich war eineinhalb Stunden vorher da. Die Leute am Anfang der Schlange hatten sich Stuehle mit gebracht, sie waren sofort nach dem Rugbyspiel am Abend vorher hierher gezogen und warteten seit fruehs um 3 auf die Ladeneroeffnung und das kostenlose Handy. Sie bekamen einen besonderen Applaus. Als ich den Flyer mit dem "neuen" Handy sah bekam ich mit, dass es genau das selbe alte Sony Ericson war was ich auch zu Hause in Deutschland liegen habe! Unglaublich, ich war nun schon seit ueber einem Jahr weg und hatte es mindestens nochmal 2 Jahre vorher gekauft, das Handy war einafch so "alt", dass es normalerweise keiner mehr kaufen wuerde und so verschenkten sie es eben und brachten Menschen dazu, 6 Stunden vor ihrem Laden in der Kaelte zu warten. Am beeindruckensten war aber der Moment, als alle Menschen um mich herum ein Handy zueckten um sich die Langeweile mit spielen oder SMS schreiben oder Internet zu vertreiben. Auf Nachfrage erzaehlten sie mir, sie haetten zu Hause noch 3 Handys liegen und warum sie das Handy hier wollten, wussten sie selbst nicht. Sie waren eben gerade vorbeigekommen und hatten nichts zu tun. So viel ich auch meinen Kopf anstrenge diese Menschen zu verstehen, ich kann es nicht. Es ist eben die moderne Gesellschaft, alles gibt es im Ueberfluss. Ich stand an dieser Schlange nicht weil ich Langeweile hatte Sonntag frueh um 8, sondern weil dieses Handy fuer uns tatsaechlich von enormer Bedeutung war, anders koennten wir keinen Job finden weil wir ja auch kein Internet hatten.Feierlich wurde der Shop eroeffnet und genauso feierlich ass ich das Bonbon was wir bekamen und trank den kleinen Orangensaft. Jaak war mittlerweile auch da, wartete mit unseren grossen "Hippietaschen" gelangweilt aufs Ende und jegliche Menschen um mich herum fingen an zu tuscheln als ich mir die Muehe machte nur wegen der kleinen Flasche zu ihm zu gehen und zu teilen. Genau dieselben Menschen die mir auch vorher einreden wollten wie viel sinnvoller doch ein geregeltes Leben mit fester Arbeit und Anstehen am Handyladen ist, als im Busch ohne Geld zu leben.



Unser obdachloser Freund wurde natuerlich umso schraeger angeschaut. Es ist schwer in solchen Faellen wirklich hinter der Person zu stehen und nicht auf die Seite der grossen Masse zu gelangen, nur damit sie Einen nicht selbst als "Opfer" auswaehlen. Doch wir wussten was er fuer uns getan hat und nun tauschte er auch noch Handys mit uns! Er hatte 120 Dollar fuer sein Handy ausgegeben, mit freiem Internet, Freiminuten, unendlich vielen Frei SMS...  Nun war er der Meinung wir benoetigten dieses "protzige" Handy viel mehr, dann koennten wir auch im Internet nach Jobs suchen, und tauschte mit uns gegen das gerade bekommene kostenlose alte Handy.


Dann hatten wir wieder ein Jobangebot. Wir hatten angefangen einfach in ganz Neuseeland nach Jobs zu suchen, wussten wir doch eh nicht was zu machen und wo hin. In Hamilton wollten wir nicht bleiben. Das Jobangebot war allerdings auf der anderen Insel, im Sueden. Es war nur ein wenig sauber machen im Hostel fuer freie Unterkunft und ab und zu ein paar Stunden an der Rezeption arbeiten, das waere nicht viel Geld. Doch es ist ein Anfang! Allerdings ein recht komplizierter Anfang, denn wir muessten dafuer erst einmal ohne viel Geld rechtzeitig in 3 Tagen auf die Suedinsel Neuseelands kommen. Trampen koennten wir zwar, aber dazwischen lag immer noch eine Faehre die es zu bezahlen gab und konnten wir es ueberhaupt rechtzeitig nach "Greymouth" schaffen? Zusaetzlich ist das der Ort mit dem meisten Regen in Neuseeland und das reizt uns ja nun nicht wirklich... Wir rechneten aus, dass unser gesamtes Geld alle sein wuerde wenn wir in Greymouth ankamen. Und das fuer ein paar Stunden arbeiten fuer Unterkunft... Es waren mehr unglaubliche Ruehrungstraenen die mir in die Augen stiegen als unser obdachloser Freund doch tatsaechlich anbot, er wuerde uns 100 Dollar leihen. Das waere genug um dorthin zu gelangen und einen Neuanfang zu wagen. Oh Mann, welch ein unglaublicher Moment wenn ein Obdachloser einem Geld anbietet... Doch ich konnte das Geld nicht annehmen, lieber sollte er selbst seinen Neuanfang bezahlen und seine Tochter besuchen gehen die er gerne ab und zu bei sich haben wollte. Ausserdem machte es fuer mich einfach immer weniger Sinn dorthin zu gehen, je mehr ich darueber nachdachte. 

Mittwochs gingen wir in die Suppenkueche mit unserem Helfer, es gab kostenlos ein warmes Mahl.

Wenigstens ein bisschen helfen- Staub saugen nach dem Mahl


Er nahm uns auch mit in die Kirche und langsam fuehlten wir, dass es uns zu viel Hilfe wurde. Er redete davon, dass wir in die Kirche gehen und dort mit Menschen ins Gespraech kommen, ich koennte mich auch an den Eingang stellen und Musik machen, dann wuerden die Menschen ueber uns erfahren und Mancher uns vielleicht helfen. Das war uns dann doch zu extrem. Schliesslich hatten wir ja Geld, wir litten keinen Hunger und hatten ein Zelt in dem wir schlafen konnten, das hatten wir doch alles vorher auch schon gemacht und es war ok, das Wetter war eben nicht so wie man es sich wuenscht. Schliesslich sprachen wir mit der Sozialarbeiterin die sich um die Obdachlosen kuemmert, unser Helfer hatte das schon vor Tagen veranlassen wollen weil er sicher war sie wird uns helfen. Wir erklaerten ihr allerdings schnell, dass sich das alles etwas hoch gespielt hat. Wir hatten genug Geld zum Essen und waren ok im Zelt zu uebernachten. Sie bot uns eine Dusche an, das war doch schon einmal etwas schoenes. Als wir mit unseren Handtuechern bewaffnet los ziehen wollten, kam der Koch uns entgegen. Der Koch der immer Mittwochs fuer die Obdachlosen kocht. Er bot uns an, wir koennten in seinem Haus schlafen. Wir wussten nicht ganz recht, wir kamen uns nun selbst schon wie Obdachlose vor die von allen bemitleidet und bemuttert werden, man muss vorsichtig sein, dass man die Guete der Menschen nicht ausnutzt wo wir doch selbst scheinbar so wenig zurueck geben koennen.

Yeah, ein zu Hause!
Aber der um die 60 jaehrige "Kirchenmann" freute sich ueber unseren Besuch fanden wir bald heraus. Wir verbrachten 1 Woche und 1 Tag dort. Jeden Tag bot er uns wieder an wir koennten doch noch laenger bleiben. Staendig entschuldigte er sich, dass er nichts zu Essen fuer uns hatte oder zu wenig Zeit mit uns verbringen konnte. Wir genossen die Zeit unglaublich. Die Neuseelaender und Australier wissen ganz ehrlich nicht wie man Haeuser baut, es ist nichts gedaemmt und deshalb gefuehlte Minusgrade im Haus. Doch wir waren gluecklich. Kein Regen konnte uns mehr etwas anhaben. Anstatt den ganzen Tag auf der Parkbank herum zu sitzen, hatten wir ein "eigenes" Haus, da unser Mitbewohner ja arbeiten war. Staendig fragte man uns was wir denn schon gesehen haben hier, doch wir sahen nichts, weil wir es viel zu viel genossen einfach nichts zu machen, zu lesen, Tagebuch zu schreiben, Klavier zu spielen...



Keine Sorgen mehr wie: "Wo schlafen wir heute Nacht? Um  6 heisst es aufstehen damit uns keiner erwischt! Dann haengt man irgendwo auf Baenken herum und wartet sehnsuechtig auf die ersten Sonnenstrahlen, die die Kaelte vertreiben. Oh Mann, nur wer keine Dusche hat weiss wie schoen es ist eine Dusche zu haben. All die Dinge die wir nie wirklich wertschaetzen - haben wir sie nicht, faellt es uns auf wie wertvoll und schoen sie eigentlich sind. Unser "Kirchenmann" nahm uns auch mit und zeigte uns die Gegend ein wenig, damit wir wenigstens einmal etwas hier gesehen hatten. Wir hatten wieder eine Unmenge an Plaenen. Wo faengt man an, wenn man gar nicht weiss wohin man will und was man eigentlich will? Einfach mit dem Zelt an einen einsamen Strand gehen wo man kostenlos und gesetzlich genehmigt zelten kann um dort aufs gute Wetter zu warten, dass war eine Weile der groesste Plan. Als wir einen Sonntag mit unserem Helfer in die Kirche gingen, gab es Wuerstchen und Kuchen fuer jeden. Man feierte "Fruehlingsanfang". Draussen wurde eine Schneerodelbahn fuer die Kids aufgebaut, wovon wir uns weit entfernt hielten. Wir hatten genug Kaelte gehabt und fuer unser hatte dieser "Fruehlingsanfang" eine solch grosse Bedeutung, wie wohl fuer niemand Anderen dort.




Schliesslich hielten wir uns an "Woofing". Das heisst ein paar Stunden arbeiten fuer freie Unterkunft und meist Essen. Meine 1. Woofingerfahrung war auf der Farm in Tasmanien gewesen und es war, hauptsaechlich wegen dem Wetter und weil ich nicht "hippie" genug bin, nicht eine der Besten. Hat man Glueck und es ist wahrhaftig eine ganz besondere Erfahrung, dann ist ja alles gut. Aber es ist einfach die Woofer als "billige Hilfskraft" anzusehen geraet man an die falschen Leute. 6 Stunden taeglich arbeiten fuer ein Bett und vielleicht eine kleine Mahlzeit, das waere in meinen Augen nicht gerecht. Darueber laesst sich unendlich streiten, alles was ich sagen will ist, dass ich dieser neuen "Woofingsstaette" mit einigen Zweifeln entgegen trat.



Nach genau einer Woche bei unserem "Kirchemann" wollten wir nun also nach "New Plymouth" trampen, mit der Familie war schon abgemacht das wir kommen. Sie hatten einen grossen Blumengarten und brauchten Hilfe. Weil es an diesem Tag aber in Stroemen regnete und das beim trampen eher unpassend ist, verschoben wir unsere Abreise einfach auf den naechsten Tag und wurden gleich noch auf eine Pizza eingeladen. Am naechsten Tag gings dann wirklich wieder an die Strasse. Hoert bald wie es dann weiter ging ;)  


Danke "Kirchenmann"

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