Info: Wer alle Infos und Pics sehen moechte, muss beim 8. von oben anfangen (siehe links, "In unserem wunderschoenen Haus, noch in Port Maquire") und sich von unten nach oben arbeiten :)
Kurze Zeit spaeter setzten wir trotz allem unseren Weg nach Caboolture fort. Im Zug aergerte sich Babsi, weil sie die Nummer von Spiros verloren hatte, den wir anrufen sollten damit er uns vom Zug abholt. (Babsi hat sowieso schon eine beachtliche Menge an Dingen verloren oder zerstoert; ihren Hut, ihr Adressbuch, ihre Armbanduhr, ihre Taschenlampe…). Wie ihr spaeter herausfinden werdet, war es das Beste was uns passieren konnte diese Nummer zu verlieren, denn als wir uns selbst zu dem Haus hin gefunden hatten waren wir ein wenig ueberrascht, allerdings negativ… Es war keiner da und wir schauten uns in Ruhe um. Ueberall war irgendwas kaputt, es war wuest und dreckig. Nach einem Blick durch das Fenster war uns nicht ganz klar ob das hier nun eine vollgestellte Garage sein soll oder wahrhaftig die Wohnung der Backpacker. Wer auf seiner Farm arbeitete, musste auch hier wohnen. Und das fuer einen Preis, den wir selbst in den schoensten Hostels noch nicht gezahlt hatten! Ausserdem standen dort Anweisungen wie: Bringt schon zum 1. Interview genug Miete fuer die naechsten 2 Wochen mit und ihr muesst immer 4 Wochen im Voraus zahlen. Wir hoerten auf unser Gefuehl – und verschwanden von diesem Ort, auch wenn uns dadurch die Arbeit floeten ging.
Doch wir kamen nur bis vor das Haus als uns ein Mann ansprach ob es uns bei “Spiros” gefaellt. Sabs sagte gluecklicherweise gleich die Wahrheit und so kam es, dass dieser Mann uns ueber Spiros aufklaerte. Ein schlechter Mensch, der die Backpacker nur ausnimmt, saumaessige Unterkuenfte fuer viel Geld, keine Garantie auf Arbeit, keine Garantie das er wirklich Loehne auszahlt… In der ganzen Nachbarschaft ist keiner gut Freund mit ihm, sowohl in der Zeitung standen schon schlechte Neuigkeiten ueber ihn, wie auch im Fernsehen schon versucht wurde ihm das Handwerk zu legen. Warum auch immer – er treibt weiterhin sein Unwesen. Jetzt versteht ihr vielleicht wie gluecklich wir ploetzlich waren seine Nummer verloren zu haben, sonst haette er uns noch vom Bahnhof abgeholt!
Aber wie immer ergab sich aus dieser schlechten Sache die bisher beste Erfahrung die wir hier machen durften! Der Mann schickte uns heim zu seiner Frau, mit ihr sprachen wir nochmal ueber “Spiros”, sie versuchte uns ueber Freunde eine andere Arbeit zu besorgen, doch das gelang nicht so recht. Die Familie in der wir gelandet waren bestand aus einem jungen Ehepaar, 2 Kindern (6 und 8 Jahre alt) und 3 Hunden (wovon nur einer immer im Haus war, ein anderer war schon so alt, dass er nur noch humpeln konnte). Die Wohnung war vergleichsweise winzig, vor allem der Raum in dem sich das meiste Leben abspielte. Und dennoch luden sie uns ein ueber Nacht zu bleiben, weil es letztendlich schon so spaet war. Auch wenn es uns schwer fiel diese ganze Nettigkeit in dem Moment zu verarbeiten – nach reichlichen Ueberlegungen blieben wir. In den naechsten Tagen wurden wir ueberhaeuft von essbaren Dingen, alles wurde aufgetischt. Die 2 fuhren uns in den Zoo (der Bekannteste in Australien, der Crocodile Hunter Zoo!) schenkten uns Huete, T-Shirts, Schals, Sonnencreme, halfen uns beim Arbeit suchen, beim Hostel finden und liessen uns letztendlich fast 1 ganze Woche kostenlos bei ihnen wohnen. Wir konnten die Kids mit in die Schule bringen und uns da mal umschauen und wir lernten auch das “Centrelink” von innen kennen, das ist so etwas wie das Arbeitsamt. Wenn wir der Family unsere Hilfe anboten hiess es immer nur: “Nein, ihr macht Urlaub, ihr muesst auf der Farm noch genug arbeiten!” Wir versuchten es mit kleinen Geschenken, musikalischen Einlagen und Beschaeftigungen der Kinder wiederzugeben; doch es faellt schwer diese Masse an Nettigkeiten zu beantworten. Das es uns doch ein wenig gelungen ist, besagt wohl die Tatsache, dass sie uns schon am 2. Tag zu ihren Freunden zaehlten und uns erklaerten, dass sie fast niemanden aus ihrem Umfeld als wirkliche Freunde bezeichnen wuerden. Wir haben jetzt ein Leben lang eine Unterkunft in Australien. ;)
Schliesslich fanden wir wieder einen Fruitpicking-Job, verbunden mit einem Hostel. Wir koennten sofort anfangen. Dann schauten wir im Internet nach – nur schlechte Erfahrungsberichte. Dasselbe in gruen. Schlechte Unterkunft, keine Garantie auf Bezahlung, Menschen die man nicht unbedingt kennen lernen muss…
Nach dieser weiteren Enttaeuschung resultierte daraus natuerlich wieder etwas Tolles: Unsere “Ziehfamilie” sprach mit ihren Freunden, die wir auch schon kennen gelernt hatten. Deren Eltern lebten da wo wir hin wollten – Naehe Bundaberg. So kam es, dass diese Freunde sich einfach mal frei nahmen, den Sohn von der Schule zu Hause liessen und mal schnell mit uns nach Bundaberg fuhren. (ca. 4 Stunden) Sie machen hier einige Zeit Urlaub, die Grosseltern sind verreist und wir wohnen verdammt guenstig in einem riesigen Haus, Palmen vor der Tuer, in 5 Minuten am Strand, jeder hat sein eigenes Zimmer, Essen inclusive. Die Familie mit der wir derzeit hier leben, besteht ebenfalls aus einem jungen Paar, sowie einem 7jaehrigen und einem 10 Monate altem Sohn. Babsi hat damit gleich ihren Babyersatz, denn sie ist vor 2 Tagen stolze Tante von einem wunderschoenen Jungen geworden, David genannt. :)
Wir klapperten alle moeglichen Farmen ab und fragten nach Arbeit, bei einer waren wir zu frueh, bei einer anderen zu spaet… Wir telefonierten, machten uns im Internet schlau und quatschten persoenlich mit Verwandten der Familie, die hier auf Farmen arbeiten.
Wir waren auch auf einem Barbecue wo es verdammt viel Essen gab! (Das ist wie bei uns das grillen, nur das die Australier einen riesigen Barbecue-Grill nutzen und verdammt viel auftischen! Auch Rind und sowas gibts hier.) So richtig schien das trotzdem nicht zu klappen mit dem Job. Doch gestern Abend stand auf einmal unsere Familienmutti in der Tuer und sagte: “Ihr habt nen Job, Morgen frueh 6 Uhr gehts los, auf dem Feld Cocktail-Tomaten picken!” Von einer Sekunde auf die andere hatten wir also endlich Arbeit. Mehr wussten wir allerdings nicht, keine Ahnung wie viel Geld es geben wuerde, keine Ahnung wo das ist, keine Ahnung wie lange und wie oft wir arbeiten koennten.
So machten wir uns heute also in aller Fruehe auf den Weg, unsere nette Gastfamilie fuhr uns natuerlich wieder (die Wege sind hier alle ein wenig weiter als man das von zu Hause gewohnt ist) und wir standen das erste Mal auf einem australischen Feld. Viel zu beachten gibt es nicht, man bekommt eine Nummer und viele Eimer; pflueckt, pflueckt, pflueckt und pflueckt und wenn der Eimer voll ist, legt man seine Nummer darauf und laesst den Eimer einfach stehen. Schon beim 1. Eimer erfuhren wir die bittere Wahrheit: Es gab 4,50 Dollar pro Eimer. Aufgrund der Eimergroesse und des Umstandes, dass viele Tomaten gruen waren und man die roten, gelben und orangen manchmal suchen musste, brauchten wir ca. 50 Min. fuer einen Eimer. Das war ein Stundenlohn von nicht mal 5 Dollar. Zum Vergleich: bei den meisten anderen Farmen haetten wir einen Stundenlohn von 17,60 Dollar bekommen! ;) Na gut, wir naehern uns halt in kleinen Schritten unserem Ziel reich zu werden. Jetzt arbeiten wir weiter und schauen nebenbei trotzdem schon nach anderen Arbeitsplaetzen. Nach dieser Wahrheit schummelten wir immer ein wenig und klauten Tomaten von anderen Tomatenpflanzen, die nicht in unserer Reihe waren. ;) Dem Mann der immer nach dem rechten schaute, waren unsere Eimer auch meist nicht voll genug oder die gepflueckten Tomaten zu klein und dann warf er sie einfach auf den Boden und wir sahen unser Geld dahin schmelzen. :( Doch vor allem in den ersten Stunden hatten wir jede Menge Spass und wurden nicht fertig damit Witze darueber zu machen, fuer wie wenig Geld wir hier gerade arbeiteten! Tja, und nach 4einhalb Stunden Arbeit packten auf einmal alle ihre Sachen und gingen heim! Es war Schluss! Mensch, das hatten wir arbeitswuetigen Deutschen noch nicht erlebt! Das hiess natuerlich noch weniger Geld verdient, dafuer ein weiterer restlicher Tag am Strand ;-)
Vorher musste man sich allerdings 3 mal duschen um das ganze gelbe Zeug vom Koerper ab zu bekommen, was daher kommt, dass die Tomatenpflanzen alle unmenschlich gespritzt sind. Babsi hatte bereits nach 3 dieser Mini-Tomaten leichte Bauchschmerzen, also nicht wirklich geniessbar!
Jo, Babsi wird ihren Arbeitsschwerpunkt wohl wieder auf Musik legen – 2 Stunden Strassenmusik in Caboolture brachten ihr ueber 50 Dollar ein, plus die Herzchenkette eines kleinen Maedchens mit den Worten: “Ich schenke dir mein Herz!”. Hier in Bundaberg liegt der Stundenlohn bei ca. 20 Dollar, immer noch 15 mehr als auf dem Feld.
Ich weiss nicht ob ich schon hier von berichtete, aber es ist so interessant, deshalb kann ich es auch nochmal schreiben ;) Der Mond ist hier anders herum, quasi um 180 Grad gedreht! Als wir das herausfanden, mussten wir erstmal minutenlang in den Himmel starren.
Sooo Leute, dann lasst es euch mal wieder gut gehen, wie immer. Wir machen das selbe in unserem Traumhaus am Strand :) Bis bald! Liebste Gruesse; Sabs, Babs und Anne