Samstag, 7. April 2012






Dann standen wir Zwei wieder alleine da. Und wie merkwuerdig das auf einmal war! Irgendetwas stimmte  nicht ganz. Wir beschlossen es war wieder einmal Zeit fuer eine kleine Trennung, in welcher Beziehung ist man schon 10 Monate jeden Tag fuer fast 24 Stunden zusammen?

Mit der Entscheidung das Jaak fuer ein paar Tage wandern gehen wuerde und ich so lange im Auto unterkomme, wurde es wieder besser. Er ging vollkommen in seiner Planung auf! Ich bewarb uns fuer ein paar Jobs im Internet, aber so richtig Hoffnung hatte ich ja nicht... Da der Gerichtstermin in Nelson war, wuerden wir nun versuchen dort Arbeit zu bekommen. Ansonsten konnten wir ja immer noch Richtung Christchurch ziehen, von wo aus wir Anfang April nach Hause fliegen wuerden.


Wir machten einen kleinen Umweg zu den "Hot Springs", das sind natuerliche Quellen die wegen dem Vulkangestein wunderbar warm sind, wie in einem "Whirlpool"! Das waers gewesen... Aber leider waren diese Quellen verschwunden als wir dort ankamen, ein immenser Erdrutsch hatte sie verschlungen und es sah echt gefaehrlich aus wie dort die Baeume und Felsbrocken in hoechster Hoehe herum hingen, als ob sie jeden Moment auf unsere Koepfe fallen koennten...



Dann kamen wir nach "St. Arnaud", ca. 80 km suedlich von Nelson. Hier wuerde Jaak seine Wanderung haben, diesen Platz hatte er sich schon vorher uebers Internet herausgesucht. Denn da gibt es Huetten in denen man sehr guenstig uebernachten kann, er besorgte sich die Tickets dafuer und auch alles Andere, viel brauchte er ja nicht.

Schon am Tag bevor er los ziehen wollte suchten und fanden wir den richtigen Wanderweg, stellten allerdings fest, dass es dort keine Moeglichkeit gab kostenlos ueber Nacht zu campen. Noch eins, zwei Stunden und es waere dunkel... Na was machen wir denn da, ueberall herum fahren um einen guten Platz in der Naehe zu finden und dann am Morgen wieder hierher kommen? Wir diskutierten eine ganze Weile und dann hatte Jaak einen verrueckten Plan. Da ich sowieso sehr gerne einmal eine solche Huette sehen wuerde, aber nicht tagelang laufen wollte, koennten wir doch jetzt aufbrechen und waeren hoffentlich noch vor Sonnenuntergang an der nahesten Huette. Dort koennten wir die Nacht verbringen und Morgen hierher zurueck kehren, bevor Jaak seinen 4 - Tagesmarsch startete.


Wir waren nicht ganz sicher ob es die richtige Entscheidung war, schnell packten wir die wichtigsten Dinge ein, ueberlegten ob wir nicht doch hier bleiben und in der Gegend herum fahren was Besseres zu finden, beschlossen wir packens an!, sahen dann das Schild welches besagte 2
Stunden bergauf laufen und ueberlegten es uns doch fast wieder anders... Noch dazu war das Wetter regnerisch und neblig, wir konnten also nicht einmal eine gute Aussicht geniessen!







Doch wir waren schneller oben als geplant und dann passierte das Witzigste an dieser Geschichte! Nach anderthalb Stunden laufen warfen wir nur einen Blick in die Huette, sahen das schon andere 8 Leute oder so da waren und das Bett nur eine grosse gemeinsame Holzplatte ist, und da uns nicht nach Kuscheln mit Anderen war, liefen wir den ganzen Weg sofort wieder zurueck! Das nenne ich Spontanitaet. Entscheidungen zu faellen ist eben nicht immer leicht kann man hier lernen.
Der Himmel zog auf, wir konnten einen schoenen Ausblick geniessen und schafften es ueberraschenderweise sogar mit dem Sonnenuntergang zurueck beim Auto zu sein. Und im Dunkeln fanden wir noch einen perfekten Platz zum campen, gar nicht so weit, an diesem Platz schlief ich dann auch die naechsten Naechte in denen Jaak wandern war.









Am Morgen fuhren wir ca. 20 Minuten und dann hiess es Abschied nehmen.

Jaak bricht auf, ein paar Tage wandern stehen ihm bevor






Diese Zeit war gut fuer uns. Ich versuchte so gut es geht unabhaengig zu sein, fiel mir z.B. auf das ich zwar schon hunderte Mal an einem Feuer gesessen hatte, aber noch nie Eines gestartet hatte! Wow, da dachte ich das sei so einfach... Knapp eine Stunde lang legte ich immer wieder kleines und grosses Holz nach, pustete so sehr das mir am Ende ganz schwindelig war. Ich schaffte es tatsaechlich nicht und gab auf! Am naechsten Tag versuchte ich es aber wieder und da brauchte es eine halbe Stunde bis ich nicht nur ein kleines Feuer hatte, sondern es auch nicht gleich wieder ausging wenn ich groesseres Holz nachlegte! Und meine Nudeln vom Vortag konnte ich auch noch darin erwaermen. Mensch, da war ich doch stolz auf meine Unabhaengigkeit! Das ist eines der wichtigsten Dinge in einer Beziehung sollte ich noch viele weitere Male vor allem mit Jaak als Lehrer herausfinden - das man eine eigenstaendige Persoenlichkeit auch im Team bleibt und eigene Traeume lebt. Wieder eine dieser weisen Theorien die leichter gesagt als getan ist, vor allem wenn man in einem gemeinsamen Auto lebt...

Der Wald sah aus als haette eine Bombe eingeschlagen als ich damit begann unser Auto von Grund auf zu saeubern.
Ich hatte tatsaechlich mein eigenes kleines Feuer und wie ich es bei Jaak gesehen hatte, konnte ich auch mein Essen darauf warm machen.

Und verhungerte nicht!

So viel Zeit zum Tagebuch schreiben...
Ich liebte diesen Campingplatz, er wurde spaeter als mein Lieblingsplatz in Neuseeland erklaert! Man fuhr von der gewundenen Teerstrasse ab und eine holprige Strasse hinunter. Die Buesche zerkratzten das Auto weil der Weg teilweise so eng war, unten sah man nur noch eine echt grosse Pfuetze vor sich und als wir schon dachten dort nie hinueber zu kommen, sahen wir das man darum herum fahren konnte. Das alles konnte nur ganz langsam gehen sonst haetten die Erhebungen der Strasse unser Auto von unten zerstoert, fuer  mich die ich solche Strassen nicht oft fahre, war das sehr aufregend weil ich endlich einmal niemanden neben mir hatte der meine Fahrweise kommentieren konnte ;) Dort unten war dann ein Wald der aber etliche Plaetze inmittten von Baumgruppen bereitstellte die zum Campen ideal waren, es gab kein Schild das Camping verboten sei und die Autos die sich hierher verirrten, blieben meist nur eine Nacht auf der Durchreise. Ein Fluss war gleich in der Naehe in dem man sich waschen konnte und Wasser zum Kochen holen konnte, der ideale Platz!

Nur die Naechte waren zugegeben ein wenig gruselig so alleine im Wald. Ich verfluchte jeden einzelnen Gruselfilm den ich je gesehen hatte, waren sie doch der einzige Grund warum ich nun die Tueren verschloss und mir blutige Haende und Monster an der Aussenseite der Scheiben vostellte! Und dann streunerte ich am Tag vor Jaaks Wiederkehr ein wenig umher und fand nur Hundert Meter neben mir diese alte,rostige, komplett zerstoerte Auto welches jemand hier geparkt und unter Zweigen versteckt hatte. Wie hatte ich das so direkt neben mir vorher nicht sehen koennen? Mit diesem neuen Nachbarn nahmen meine Gruselfantasien nicht gerade ab...

Da steht es so harmlos hinter den Bueschen...
Bewusst unter Zweigen und Rinde versteckt...

Ob da noch irgendwelche restlosen Seelen drum herum schwirren?


Als ich einmal im Internet im Dorf war, da traf ich auf diese Frau. Erst dachte ich sie sei verrueckt, redete sie doch die gaaaaaanze Zeit ohne einmal Luft zu holen und hatte Probleme die fuer mich so unwichtig erschienen... Aber ich traf sie zufaellig immer wieder und langsam lernte ich sie kennen, wir freundeten uns an. Sie war schon um die 60 was ich ihr nie angesehen haette und ihr Leben war nicht immer einfach gewesen. Vor ein paar Jahren kam sie fast bei einem Autounfall ums Leben, krabbelte aus dem Auto einen langen Abhang hinauf und wurde schliesslich auf der Strasse gefunden. Sie ueberlebte, doch eine ihrer Haende war komplett abgetrennt, in neun teilweise zwoelfstuendigen Operationen (nur allein in der naechsten Woche!) wurde sie wieder angenaeht. Sie lud mich zum Kaffee und Abendbrot ein, bot mir ein Bett fuer die Nacht an, ich konnte eine Dusche nehmen und Waesche waschen, wir sassen zusammen am Strand und hatten eine wie ich finde sehr sehr wertvolle gemeinsame Zeit die mich um einige Lebensweisheiten weiser machte ;)


Und dann war Jaak auch schon wieder da! Es war ein schoenes Wiedersehen, er hatte ein paar entspannte Tage mit Laufen verbracht, riesige Aale gesehen und etliche Menschen kennen gelernt.


Wir verbrachten noch eins, zwei weitere Naechte an demselben Fleckchen bevor wir wieder aufbrachen.

Unsere Klamotten haben mittlerweile riesige Loecher und sind nur noch fuer den Busch gut genug. Auf dem Auto "Weet-Bix", Australiens und NeuseelandsFavourit zum Fruehstueck.




Es ging weiter nach Nelson! Einen Job hatten wir noch nicht, deshalb war der Beginn in Nelson wieder etwas stressig. Da kommt man direkt aus der Ruhe der Natur und da schlaegen die neon- leuchtenden Reklamen der Shops und die ewig dudelnde Werbung im Radio wie eine Bombe ein! Wir gingen ins Internet, kauften ein bisschen Essen um zu ueberleben und suchten uns schnell wieder einen Busch ;) Da fuhren wir diese eeeeewig lange Strasse entlang, alle Baeume waren abgeholzt und es war toedlich langweilig, mein Gott, hier wuerden wir doch keinen guten Campingplatz mehr finden! Ganz oben auf dem Berg hielten wir an, wir waren schon bestimmt zwei Stunden sinnlos umher gefahren und wollten kurz den Ausblick geniessen, aber da gab es keinen Ausblick zum geniessen...
Als ich auf unser Handy schaute sah ich, dass wir seit zwei Tagen endlich einmal wieder Empfang hatten. Als ich es anschaltete machte es sofort "piep-piep" und es kam eine SMS, jemand hatte versucht uns anzurufen. Einer Eingebung folgend rief ich zurueck - es war eine Arbeitstelle, sie fragten ob wir zu einem Vorstellungsgespraech am naechtsen Tag kommen wollten! Ich bekam gar nicht ganz mit was fuer eine Arbeit es denn sei, ich ging davon aus ein Weingut, doch es war ja auch egal und wir sagten zu!



Also fuhren wir am naechsten Tag zur angegebenen Adresse, so richtig arbeitsfreudig waren wir ja gerade nicht, aber ein bissel Geld verdienen muessten wir schon noch fuer die Heimreise. Als Erstes fanden wir heraus, dass es kein Weingut war sondern eine Baumschule. Das Gespraech fand in einem grossen Gemeinschaftsraum statt und dauerte ungefaehr eine halbe Stunde, wobei der junge Mann der das Gespraech leitete eindeutig eine hoehere Position hatte und stets versuchte ernst zu bleiben, waehrend die junge, freundlich - verrueckte Dame neben ihm einfach nicht darueber fertig wurde, dass wir im Auto lebten.
Wir erzaehlten von unseren Erfahrungen und nach einer Weile sagten sie "auf Wiedersehen" und versprachen sich zu melden. Irgendwie kam es aber dann auf die genauen Taetigkeiten hier in der Baumschule und erst da fiel uns auf wie perfekt unsere Erfahrungen vom "Woofing" in New Plymouth hierher passten, als wir in diesem grossen schoenen Garten ausgeholfen hatten. Und ob mans glaubt oder nicht - als wir den Namen des Mannes nannten bei dem wir dort ein paar Wochen auf der anderen Seite Neuseelands gewohnt hattten - da kannte unser neuer Boss ihn! "Ja, er ist ein guter Mann, er hat mir damals viel beigebracht!" Und schwupsdiwups wurde aus dem "Wir melden uns" ein "Ihr koennt einen Job fuer 6 Wochen haben, wollt ihr ihn?"  Wir sagten zu und damit starteten unsere 7 Wochen in der Baumschule.

Meine Arbeit war fuer die 7 Wochen schlichtweg jeden Tag fuer 8 Stunden dieselbe: winzige Baeumchen umtopfen. Kleinen Topf nehmen, halb mit Erde fuellen, Pflanze hinein, voll mit Erde fuellen, in das Gitter stellen in welches bis zu 20 Pflanzen hinein passen (je nach Groesse der Toepfe die wir gerade fuer unterschiedlichste Pflanzenarten nutzten), dann alles auf den Wagen und am Ende wird der Wagen davon gefahren und die Pflanzen abgestellt.



Mein Arbeitsplatz. Unter diesem Dach kam die Sonne erst am Nachmittag an, war mein Arbeitsplatz in der Sonne - wusste ich es ist Zeit nach Hause zu gehen ;)
Zitrone war die Pflanze welche wir meist umtopften. 40 000 Pflanzen muessen getan werden, 25 000 davon topften wir in meiner Zeit dort
Pflanzen werden weg gefahren, meist nicht per Hand sondern mit dem Quad - Bike.

Ich war nicht die einzige deutsche Backpackerin dort!
Jaak war meistens damit beschaeftigt Pflanzen kleiner und kuerzer zu schneiden oder duenne Stoeckchen in die Erde neben den Baum zu stecken und diese zusammen zu !tackern", damit hatte der Stamm eine Stuetze zum wachsen.

Gott spielen: "Veredeln", in Englisch "Crafting" genannt. Viele 2er-Teams taten diesen Job und wurden pro Pflanze bezahlt. Ein kleiner Schlitz unten seitlich in den Stamm, dann kommt ein winziger Ast einer anderen Pflanze aehnlicher Art in diesen Schlitz und wird mit Klebeband umwickelt. Die Arbeiter erhalten am Ende des Jahres eines Bonus pro Pflanze die waechst wie geplant.

Es war langweilig. Nicht schwierig, aber eben langweilig. Die Arbeitskollegen waren sehr nett, doch wie ueberall wenn man laenger an einem Ort bleibt erfaehrt man nach und nach alle "internen Geheimnisse", Laesterungen, ueber andere Kollegen reden, das gibt es ueberall. Gut das wir nicht fuer ewig hier bleiben wuerden, es ist doch schoen wenn man sich nicht wirklich auf all diese Dinge einlassen muss und nicht jahrelang taeglich denselben Handgriff vornehmen muss...


Wir beschlossen uns keine teure Unterkunft zu suchen und lebten fuer die ganzen Wochen im Wald. Stunden, Tage fuhren wir umher nach dem "perfekten" Campingplatz fuer 7 Wochen suchend, den perfekten Platz fanden wir nicht aber dafuer hatten wir zwei verschiedene Plaetze zwischen denen wir immer wieder abwechselten. Einer gefiel uns recht gut, er war mitten im Wald und an einem Fluss in dem wir uns wuschen und Wasser zum kochen holten. Da es allerdings 45 Minuten Fahrt zur Arbeit von hier aus waren, mussten wir gegen 5.20 Uhr aufstehen, in der Kaelte und Dunkelheit uns draussen anziehen und dann schnell das Auto anmachen, damit es warm wird! Oft fuhren wir deshalb zu dem Rastplatz zu dem es nur 15 Minuten von der Arbeit aus waren. Es war ein schoener Platz, allerdings kamen dort oefter Menschen vorbei und Haeuser befanden sich direkt gegenueber, da war es etwas komplizierter unsere taegliche "Dusche" im Fluss nach der Arbeit zu nehmen.

Der Platz in der Naehe, mit dem Sonnenuntergang gingen wir schlafen, noch vor dem Sonnenaufgang wachten wir wieder auf
An dem Platz der weiter weg war kam uns auch wieder das Huhn besuchen, es konnte es nicht lassen in all unseren Utensilien nach etwas Essbarem zu suchen!
Eier, Milch, Mehl und Zucker - fertig sind die "Pancakes", typisch englisches Essen zum Fruehstueck
Nur noch in die Pfanne


Und gekonnt wenden - yummi! lecker!
Schliefen wir anfangs im Auto veraenderten wir spaeter unsere Methode und uebernachteten im Zelt. Von diesem nahmen wir am fruehen Morgen einfach nur die Stange hinaus und rollten Unter - und Ueberzelt zu einer Rolle zusammen. Ab ins Auto und fertig zur Abfahrt. Einmal regnete es in Stroemen. Mitten in der Nacht wachten wir auf - es war nass unter unserem Po, die dicke Matratze komplett durchgeweicht warteten wir nur noch auf den naechsten Morgen um zur Arbeit zu gehen und das Zelt einfach stehen zu lassen. Da es auch die naechsten Tage nur regnete schliefen wir wieder im Auto und das Zelt lag darin fuer ganze 4 Tage zusammengerollt bis wir es endlich in der Sonne trocknen konnten.

Alles zusammen rollen
Ins Auto - fertig zur Abreise.

Mir fiel auf das es nach 2 Jahren das erste Mal war, dass ich mich aufs Wochenende freute! Entweder hatten wir gar nicht gearbeitet oder eben auch am Wochenende.

Das erste Wochenende verbrachten wir am selben Platz, nur auf der anderen Seite des Flusses. "Geh im Fluss aufwaerts, dann durchquere ihn und auf der linken Seite ist unser Platz" erklaerte mir Jaak der Kissen, Decken, Essen... hinueber getragen hatte.

Doch dann erzaehlte uns ein Arbeitskollege von dem Campingplatz in "Ruby Bay", das war nur ca. 20 Minuten entfernt und wir fuehlten uns dort an vielen Wochenenden wohl. Es kostete nur ein  wenig Geld und dafuer gab es Toiletten und sogar kalte Duschen! Der Platzwart fuhr taeglich mit seinem Fahrrad ueber den Platz, gruesste Jeden und sammelte die kleine Spende fuers Zelten ein. 

Erst einmal muss unser Zelt wieder repariert werden. Die Stange war gebrochen aber wir klebten sie mehrmals wieder zusammen.
Alles vorbereitet fuer die Nacht, auch die Waesche haengt zum trocknen.

Gekochte Eier und Tee als kleiner Snack zwischen durch

Jaak lernte einen Knopf und einen Flicken anzunaehen



Fuer eine kleine Spende gibt es auch Toiletten und kalte Duschen
Der eigentliche Grund warum wir hier waren: Muscheln! Jaak hatte seine Leidenschaft fuer dieses hoechst gesunde Essen schon in Queenstown entdeckt (Ich mag sie nicht), als er nun von seinem Freund hoerte man koennte die auch kostenlos sammeln - da war er natuerlich dabei! Einfacher gesagt als getan - erst muss man die richtige Zeit fuer die Ebbe wissen und selbst dann war das Wasser manchmal einfach nicht weit genug entfernt um sie aufzulesen. Mehrere Male ging er gegen Mitternacht hinaus und kam mit leeren Haenden zurueck, doch einmal schaffte er es und war der gluecklichste und stolzeste Mensch der Welt! :) 
Roh oder gekocht essbar, sind sie am Leben braucht man etliche Kraft die Muschelschalen zu oeffnen, dann kratzt man den Inhalt hinaus und isst es

Mit dem einen Eimer Muscheln hatte er genug Essen fuer die naechsten Tage, denn sie ueberleben auch ohne Wasser lange. Diese 50 Muscheln fuellten den Eimer komplett, unglaublich wie viel groesser sie in der Natur sind verglichen mit denen vom Shop!

Kochen wurde nur etwas kompliziert wenn es regnete. Und regnen tat es oft in Nelson, der Platz mit den meisten Sonnentagen im Jahr. Nachdem wir es zweimal zu "MC Donalds" machten, setzten wir uns einmal unter ein Dach bei einem Pfadfindercamp. Es war Privatland und ein Zaun darum der aber an einer Stelle offen war, wir hatten nie jemanden hier gesehen und wagten es, kochten, und nahmen eine Dusche unter dem heruntertropfenden Regenwasser der Rinne ;) Nur wenige Minuten spaeter kam tatsaechlich ein Auto angefahren - ohje. Schnell packten wir alles zusammen, gruessten freundlich und machten uns aus dem Staub.

Wir gingen nicht noch einmal dorthin zurueck und beim naechsten Regen setzten wir uns tatsaechlich in eine Toilette ;) So weit war es schon gekommen, aber es war mehr der Vorraum einer Toilette die hinter der Wand war.


Jaak geniesst die Muscheln
An einem anderen Wochenende nahmen wir die Einladung unseres afrikanischen Arbeitskollegen zu einem Reggeakonzert an und bauten unser Zelt wahrhaftig in einem Urwald auf.


Worauf wir nicht vorbereitet waren - inmitten der Dunkelheit der Nacht ein Zelt zu finden irgendwo im Wald ohne einen Weg dorthin, das war fast unmoeglich! Wir hatten unser Handy und eine Kerze zum leuchten, versuchten uns an den Baeumen und am leeren Flussbett zu orientieren - Nichts. 5 Minuten hatte es im Hellen gedauert dort hin zu gelangen, allerdings verlief ich mich auch da noch nachdem ich den Weg schon 3 Mal gelaufen war. Nun waren  wir schon 15 Minuten durch die Gegend geirrt, hatten die Gluehwuermchen bestaunt, am Ende hatte ich einfach irgendwo gewartet und Jaak hatte die Gegend alleine durchsucht, dann kamen wir wieder am Anfang an und starteten einen naechsten Versuch. Es dauerte noch einmal 15 Minuten und eine ganze Menge Nerven bis wir schliesslich unser Zelt fanden, welche Erleichterung!

Da geht es in den Wald hinein.
Der Versuch sich an besonderen Baeumen zu orientieren funktionierte nicht ganz.

Am leeren Flussbett wussten wir immer wo wir richtig waren.
Eines Morgens fuhren wir wieder gegen 6 Uhr Morgens zur Arbeit. In der Nacht hatte es so sehr gestuermt, dass das Auto wackelte. Und wir sahen es sofort am Morgen - Aeste auf der Strasse. Die Ersten konnten wir an die Seite raumen, doch der Naechste war ein kleiner Baum und der war nicht einfach so an die Seite zu schieben. Hmm, das war ja ein Grund nicht zur Arbeit zu kommen -. Feststecken im Wald weil Baeume auf der Strasse lagen. Doch wir koennten ja nicht einmal Bescheid sagen weil wir in dieser Abgelegenheit keinen Empfang hatten! Wir brauchten eine Saege... Und wir hatten eine Saege! Am Taschenmesser ;) Die ist vielleicht nicht besonders gross fuer einen kleinen Baum, aber waehrend ich die Aeste abknickte die irgendwie abzuknicken gingen, saegte Jaak den Stamm und wir waren wirklich in der Lage uns ein wenig Platz zu verschaffen, so dass wir an der Strassenseite vorbeifahren konnten! Wir kamen sogar gerade noch puenktlich und am Nachmittag hatte irgendjemand den ganzen Stamm zersaegt und beiseite geschafft. Welch ein abenteuerlicher Arbeitsweg.




Da ist schon alles beiseite geraeumt.


Die Haende waren und blieben schwarz von der Arbeit.
Die Heckscheiebe unseres Autos war immer undurchsichtig von all dem Staub unserer Arbeitswege.

Jemand dem das Leben im Busch gar nicht gut tut - meine Haare. Ich kam nur noch einmal die Woche dazu meine Haare zu waschen und damit auch zu kaemmen, was bedeutete eine Stunde kaemmen, Haare auseinander reissen und zur Not etwas heraus schneiden.
Jeden Tag ungetoastetes Toastbrot - da wird man wahnsinnig. Am Ende fanden wir eine europaeische Baeckerei und liessen es uns nicht nehmen endlich einmal wieder gutes Brot zu essen!
Schon in der ersten Arbeitswoche war mein Gerichtstermin in Nelson. Endlich sollte Gerechtigkeit walten und ich wuerde hoffentlich mein Geld bekommen fuer welches ich in Queenstown als Nanny gearbeitet hatte. Ich machte extra eher Schluss an der Arbeit, eine Dusche hatte ich nicht, aber ich fuhr zum Fluss und wusch mich ein wenig unter der Bruecke, zog die besten Klamotten an und machte das Gericht rechtzeitig ausfindig.
Die Frau im Gericht fuehrte mich in einen kleinen Raum, eine Tasche in der Hand in dem das dreieckige Telefon mit Freisprechanlage verpackt war welches sie nun hier aufbaute. Hatte ich angenommen die Uebersetzerin wuerde hier an meiner Seite sitzen war ich falsch, sie war in Queenstown und ich wartete nun ganz alleine auf einen Anruf - nur einen Knopf muesste ich druecken um zu reden hatte man mir erklaert. Ich war echt aufgeregt nun den Eltern telefonisch zu begegnen, hatten sie sich wieder irgendeinen tollkuehnen Plan ausgedacht mich zu betruegen? 3 Minuten nach vereinbarter Zeit klingelte es und ich drueckte wie geplant das Knoepfchen, ein netter Mann stellte sich vor und sagte die Uebersetzerin waere eingetroffen, aber keine Spur von dem Paar. Da war es mir schon klar - sie wuerden einfach nicht erscheinen. So war es dann auch, "sie haben dich abgezockt" teilte mir der nette Mann mit. Er wuerde mir das gerichtliche Schreiben schicken was besagt die Eltern muessen zahlen, da ich eindeutig im Recht war, doch wahrscheinlich wuerden sie auch Dieses einfach ignorieren. So war es dann auch, ich hoerte nie wieder von Ihnen, bekam nie mein Geld und war unglaublich wuetend. Zum ersten Mal sah ich wie schwach das System eigentlich ist, manchmal kann Recht und Unrecht einfach nicht durchgesetzt werden.


Es war ein sonniger Tag auf Arbeit und ich war wie immer damit beschaeftigt Toepfe mit Erde zu fuellen, da teilte mir meine Arbeitskollegin mit sie haetten gerade einen kleinen Vogel von irgendwo unter dem Dach gerettet, er hatte sich verfangen. Nun hatte er ein gebrochenes Bein und sass unter dem Zitronenbaum, er wuerde sterben. "Du kannst ihn ja mitnehmen und gesund pflegen" sagte ich zu ihr, was sie lachend ablehnte. Da kam mir in den Sinn, dass ich ihn doch mitnehmen koennte? Er koennte unter unserem Ueberzelt vor der Tuer schlafen, in der Natur muesste es ihm doch gefallen! Und waehrend der Arbeit koennte er einfach hier stehen. Ich war ganz Feuer und Flamme, gemeinsam mit meiner Arbeitskollegin fanden wir einen kleinen Eimer und setzten ihn dort hinein auf eine kuschelige Muetze. Sogar Wasser gaben wir ihm, nach einer Weile begann er in kleinen Schlueckchen zu trinken und ich hatte tatsaechlich Hoffnung und konnte es kaum abwarten Jaak mitzuteilen er sei gerade Vogelpapa geworden. ;) Doch entgegen meiner Begeisterung war er gar nicht begeistert. "Man kann doch keinen Vogel im Auto halten, der geht ein" sagte er wie auch so viele Andere an der Arbeit. Ausserdem muss man vorsichtig sein mit Krankheiten, er hatte auch tatsaechlich Laeuse. Wir wuerden ihn ueber Nacht hier stehen lassen, vielleicht kommt ja die Mutti und fuettert ihn noch (woran ich gar nicht glaubte da wir ihn ja angefasst hatten).

Als ich am naechsten Morgen einen Blick in den Eimer warf, da war der kleine Vogel gestorben. Ich buddelte ihm ein kleines Grab unter dem Zitronenbaum, pflanzte ein paar Blumen darauf, setzte einen Grabstein und konnte es nicht helfen - immer wenn ich die Voegel lustig trillern hoerte dachte ich in den naechsten Tagen an meinen kleinen Vogel, wie er nie wieder lustig traellern wuerde. Aber "ist doch nur ein Vogel" sagen dann alle Erwachsenen.


Ein Vogelgrab
Jaak machte einen guten Freund auf Arbeit bei dem wir nun immer wieder Zeit verbrachten und sogar ein Nacht verbrachten. Er ist 24 und hat 3 Kids, mit 16 wurde er das erste Mal Vater. So ist das hier in Neuseeland - sehr viele haben ganz jung Kinder und gruenden eine Familie.



Ein ueberdimensional grosser Kuerbis aus dem eigenen Garten.
Sie gingen an unserem letzten Tag in Nelson gemeinsam zum Autorennen.
Und dann war es endlich soweit - Der letzte Arbeitstag. Es gab noch ein gemeinsames Mittag an der Arbeit welches alle 4 Wochen stattfindet, meine Arbeitskollegin brachte mir eine Schokolade mit und wir waren trotz allem unglaublich froh diesen Platz zu verlassen. 7 Wochen war eine lange Zeit - eine zu lange Zeit fuer mich und meine unglaublich kurze Arbeitsausdauer die mich immer in einem Punkt extrem ungluecklich macht. Es waren nur noch 6 Tage bis zu unserer Abreise in Christchurch als wir zum letzten Mal den Weg zur Arbeit fuhren.

Die letzte gemeinsame Mahlzeit auf Arbeit, Pommes und Hotdog. Na ich weiss ja nicht...
Am Sonntag dem 2.4. (in diesem Moment vor genau 5 Tagen) machten wir uns auf den Weg nach Christchurch. Wir hatten versucht unser Auto in Nelson fuer 1300 Dollar zu verkaufen, der Preis den wir auch dafuer gezahlt hatten, nun waren wir bereits auf 700 Dollar hinunter gegangen und immer noch hatte sich keiner gemeldet ausser 2 Betrueger die sich nicht einmal das Auto ansehen wollten, nicht in Neuseeland waren und mit "Paypal" zahlen wollten wo Jaak schon gehoert hatte wie man damit betruegen konnte. So beschlossen wir einmal mehr spontan einfach aufzubrechen, setzten unser Auto fuer Christchurch ins Internet und noch an der Tankstelle hatten wir den ersten Anruf von Jemandem der sich das Auto ansehen wollte. Auf gings zu unserer letzten Reise, unserem letzten "Roadtrip" in Neuseeland, hinein in einen wunderschoenen Sonnenuntergang.


1 Kommentar:

  1. Nice pictures babsi. I hope you will get home safely and see you again soon.

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