Der Busselton "Jetty", ein 2,8 km langer Steg ist die Hauptattraktion hier. |
Fas zweieinhalb Monate vergangen, zweieinhalb Monate an ein und dem selben Ort. Aber ich sass nicht untaetig herum! Das faellt mir naemlich sehr schwer habe ich festgestellt...
Die ersten Tage waren nicht leicht fuer mich. Gerade erst hatten mich meine Maedels verlassen die ich natuerlich vermisste, ich war zum ersten Mal komplett alleine in einem anderen Land, wieder an einem neuen Ort, mit neuen Australiern die ich fuer mich gewinnen musste, ich sollte hier ja zweieinhalb Monate arbeiten. Aber nach ein paar schlechten Tagen, kommen ja immer gute Tage. Und so war es auch dieses Mal.
Die kleine Ellie schloss ich schnell in mein Herz, mittlerweile ist sie 11 Monate alt und ich war dabei als sie ihren ersten Zahn bekam, das erste Mal krabbelte, ihre ersten Schritte tat (sie konnte laufen bevor sie krabbelte) und ein erstes tollpatschiges Winken zustande brachte. Uebrigens sagen die australischen Babys auch "Da da da" wenn sie vor sich hin brabbeln. ;) Ich hatte nicht gewusst wie schoen solche Momente sind, und dabei bin ich nur der Babysitter!
Hier ist sie noch klein |
Haare ziehen macht immer Spass |
Party in meinem Raum um 2 Uhr Morgens, Bring ne Flasche |
Mit der Mutti kam ich auch ganz gut zurecht. Das ein oder andere Mal gab es natuerlich Probleme, doch ich denke wir genossen Beide vor allem unsere allabendlichen Spaziergaenge, bei denen wir uns immer viel zu erzaehlen hatten. Es ist eben nicht immer einfach mit seinem Boss zusammen zu leben...
Mit dem ehemaligen Aupair-Maedchen und der Mutti |
Der Kontakt zu dem Freund der Mutti und dessen Kindern nahm ab, alle waren zu beschaeftigt mit der eigenen Arbeit oder dem studieren. Ich war allerdings noch ein paar Mal dort, als seine deutsche Cousine fuer ein paar Tage anreiste. Wir verstanden uns auf Anhieb super und da sie auf ihrem Heimweg in die Naehe meines Heimatdorfes kam, konnte ich ein kleines Geschenk fuer meine Familie mitgeben. In 1 Woche kreeierte ich eine Australienkarte mit meinen wichtigsten Stops, ein Fotoalbum und eine DVD mit ein paar Reisevideos von uns. Um es allerdings ganz im Backpacker-Stil zu halten, sagte ich meiner Familie nur einen Tag, eine Uhrzeit und eine Adresse, ich verriet nicht was sie dort erwartete.
Die deutsche Cousine. |
Sie waren zum angegebenen Tag, zur richtigen Zeit am richtigen Ort und versuchten eine ganze Weile die Telefonnummer zu erreichen die ich ihnen gegeben hatte, da es kein Namensschild an der Klingel gab. Da sie jedoch niemanden erreichen konnten, schlossen sie schliesslich mit einem vorbeikommenden Mann ein paar der Klingeln aus, die es nicht sein koennten. Beim Rest klingelten sie sich durch, bis sie schliesslich die Richtige fanden und ihr Geschenk in Empfang nehmen konnten! :)
Es blieb also wirklich alles im spontanen Backpacker-Stil und ich bin froh meiner Familie diese Erfahrung bieten zu koennen (auch wenn sie natuerlich gehofft hatten ich wuerde da stehen und nicht nur ein Geschenk).Das Geschenk fuer meine Familie. |
Aber zurueck zur kleinen Ellie. Ein paar Mal verbrachte ich ein paar Stunden mit ihr in der "Childcare". Ich kann nicht Kindergarten sagen, weil es da einen Unterschied gibt. Der Kindergarten ist nur im Alter von 4 Jahren, vollkommen kostenlos (ja, der australische Staat ist sehr nett!), allerdings kann jedes Kind nur 2 Tage in der Woche hier hin gehen. Wer arbeiten muss, fuer den ist das nichts und er muss teuer Geld bezahlen um seine Kinder in der "Childcare" (0-5 Jahre) unterzubringen. Dann gibt es aber noch die Vorschule mit 5 Jahren, sie ist allerdings keine Pflicht, geht aber 5 Tage in der Woche. Hier geht es dann auch los und die Kinder tragen ihre ganze Kindheit lang Schuluniformen, bis sie irgendwann mit 18 oder 19 Jahren ihre Schule beenden. Also ich hab bisher noch keine Uniform gefunden, die mir wirklich gefallen hat ;)
Manchmal machte ich Musik fuer all die Kids in der "Childcare". Dann spielte ich Querfloete oder Gitarre, sang ihnen deutsche Lieder vor und im Gegenzug sangen sie mir englische Kinderlieder. Die Erzieherinnen hier lernen kein Instrument in ihrer Ausbildung. Ich war ueberrascht, wie viele der englischen Kinderlieder und Spielchen ich schon kannte, weil wir dieselben haben, nur eben in Deutsch. ( Z.B. "Bist du gluecklich", "Die Raeder vom Bus" oder Bruder Jakob") Sie spielten auch Spiele wie "Aramsamsam" oder lasen die "Raupe Nimmersatt". Ich lernte aber auch neue Lieder!
Musik fuer die Kids in der Childcare. |
Ich hatte ja schon im letzten Blog begonnen, von meinen musikalischen Auftritten zu berichten. Und ja, die Musik ist letztendlich das, was mir hier am meisten begegnet ist. Die Menschen die ich kennen gelernt habe, begegneten mir meist durch die Musik. Die kleinen Geschichtchen die ich nun erzaehlen kann, ohne Musik haette ich sie nicht erlebt.
Der Mann mit dessen Band ich gleich zu Beginn Musik auf der Buehne vor 100 Zuschauern machte. |
Eine Menge Voegel in einem Baum... |
Fast jeden Mittwoch ging ich weiterhin in "Cliffs Kitchen", eine Suppenkueche, die von der Kirche aus geleitet wird. Es machte Spass fuer diese Menschen Musik zu machen, zusammen mit einem ca. 50jaehrigen Gitarrenspieler. Diese Menschen waren wirkliche Arme (wie der humpelnde Mann den ich immer im Park sah, in einem Einkaufswagen schob er das ganze Zeug umher was er besass), es kamen aber auch Menschen hierher, die einfach bei einer warmen Mahlzeit ihre sozialen Kontakte pflegten und Freunde trafen. Die meisten Menschen waren um die 60 oder 70 Jahre alt, wirklich viele junge Leute und Backpacker sind mir in Busselton nicht begegnet. Doch es war auch sehr interesant, sich mit Omi's und Opi's ueber ihr vergangenes Leben zu unterhalten. :)
Jede Menge Frauen die helfen. |
Michael, der Musiker der hier aber nur in der Kueche aushilft. |
Kochen fuer ca 100 Menschen. |
mit Pete, ein guter Freund der Familie. |
Ich machte schoene Erfahrungen hier. Einmal feierte ein langjaehriger Freiwilliger seinen 70. Geburtstag. Das war wichtig genug, um die Zeitung anreisen zu lassen, die viele schoene Bilder machte. Sie machten auch ein Foto von uns Musikern, schrieben unsere Namen auf und versprachen, wir wuerden den naechsten Freitag in der Zeitung sein. Mensch, das war doch was! Ich wuerde in Busselton in der Zeitung sein! :) Aber wie das Schicksal so spielt, war am naechsten Freitag nicht mal ein Artikel davon zu finden. Enttauscht wartete ich auf die naechste Woche, da war wirklich ein Artikel drin, mit Fotos von Freiwilligen, aber nicht wir. Naja, ich nehme es trotzdem als gute Erfahrung mit, fast in der lokalen Busselton Zeitung gewesen zu sein. Ich meine man kann es ja auch so sehen, wie der andere Musiker: "Wir waren zu schoen" ;)
Mit John, dem Gitarrenspieler. |
Eine nette Begegnung in "Cliffs Kitchen" |
Ich traf auf eine ca. 40jaehrige Frau. der man ihr vergangenes Leben am Gesicht ablesen konnte. Blond gefaerbte Haare und jede Menge Schminke versuchten zu ueberdecken, dass sie viele Jahre aelter aussah als sie eigentlich war. Ich hatte zunaechst kein Problem dabei ihre Bekanntschaft zu machen, warum auch? Erst als ich ihr erzaehlte ich komme aus Deutschland, fing es an ernst zu werden. Ich dachte zunaechst ich haette mich verhoert als sie mir sagte, mit meinen blonden Haaren und blauen Augen sei ich ja typisch arisch, "well done! gut gemacht!". Warum nur, konnte ich das irgendwie nicht als Kompliment auffassen? Ich wusste, dass ich mich nicht verhoert hatte, als sie fortfuhr mir zu erklaeren, dass die Juden es ja verdient hatten von Hitler umgebracht zu werden, sie hatten schliesslich Jesus Christus getoetet. Ich war schlichtweg sprachlos, hatte einfach keine Worte. Das wiederum liess mir ein paar Traenen in die Augen steigen, ich konnte einfach nicht verstehen, wie ein Mensch so denken konnte. Ich haette ihr erzaehlen koennen, dass Jesus ja auch ein Jude war, dass sie wahrscheinlich noch nie ein KZ von innen gesehen hatte und sie hoffentlich nicht wuesste, was sie da gerade erzaehlte. Aber es haette ihre Einstellung nicht geaendert, das ist mir auch klar. Ich teilte ihr mit, dass ich ihre Meinung nicht teilte, wendete mich von ihr ab und versuchte durch die Musik meine Aggressionen los zu werden. Aber auch nach Wochen geht mir diese Geschichte nicht aus dem Kopf und ich wuenschte, diese Frau wuerde sich nur einmal "Anne Frank" durchlesen oder "Schindlers Liste" anschauen.
Erst spaeter erfuhr ich, dass sie verheiratet gewesen war. Ihr Mann wurde allerdings vor Jahren umgebracht, weil die Beiden das Geld fuer ihre Drogen nicht bezahlt hatten.
Ein Aborigini - Garten |
Sie brauchte 10 Jahre Therapie und schaffte es wahrhaftig, sprechen, schreiben und laufen komplett neu zu erlernen, dass finde ich eine beeindruckende Leistung, vor allem, wenn man keine wirkliche Unterstuetzung bekommt. In dieser Zeit lernte sie dann auch ihren neuen Mann kennen. Der war allerdings auch krank... sie hatten nur ein paar gemeinsame Monate zusammen, in denen diese Frau ihn pflegte, dann ging er ins Krankenhaus und kam nie wieder heraus, wie sie es ausdrueckte. Sie sprach nie das Wort "Tod" aus und sie hatten des oefteren Traenen in den Augen, auch wenn sie erzaehlte, dass sie 9 Geschwister hat und schon viele von ihnen an Krebs gestorben sind. Ihre Kinder wohnen alle an der Westkueste Australiens, aber sie schaffen es nur selten sie zu besuchen. Wenn dann auch nie ueber Nacht, immer nur fuer ein paar Stunden.
Trotz all dieser Schicksalsschlaege lebte sie nun gluecklich in ihrem Haus, zusammen mit ihrem Hund, 2 Katzen und einem Kanarienvogel (die Tiere hatte sie von Freunden adoptiert). Sie liebte es zu bowlen (bowlen ist hier eher wie Boccia) und zusammen schauten wir uns im Fernsehen Bowlen an. Auch eine neue Erfahrung fuer mich, aber auch die schweisste uns zusammen. Ich freute mich sehr bei ihr gewesen zu sein, denn ihr ging es sichtlich besser und sie konnte sich alles von der Seele reden. Mir ging es auch besser, ich hatte das Gefuehl, ich hatte jemanden geholfen.
Zu dieser Frau hatte ich ein ziemlich nahes Verhaeltnis |
Aber nun zurueck zu den Neuigkeiten fuer euch Erzieher und Erzieherinnern zu Hause (oder eben auch alle anderen die es interessiert).
So wie wir die letzten 5 Jahre ausgebildet wurden, werden natuerlich auch die australischen Erzieher ausgebildet. Aber es ist nicht wirklich vergleichbar, denn lernen wir 2 Jahre fuer den Sozialassistenten oder Kinderpfleger und weitere 3 Jahre fuer den Erzieher, so lernen die australischen Erzieher nur 1 Jahr um in der "Childcare" oder im "Kindergarten" arbeiten zu duerfen und ein weiteres Jahr um die Gruppe leiten zu koennen. Das ergibt 5 Jahre fuer die deutschen Erzieher, 2 Jahre fuer die australischen. Dazu muss man aber auch wieder sagen, dass wir Deutschen mit Kids von 0-27 Jahren arbeiten duerfen, die Australier aber nur mit Kids von 0-6 Jahren.
Sabs ist zwar gegangen, ihre Strasse ist aber noch hier :) (sie heisst Mann mit Nachnamen...) |
Wuerde ich hier als Erzieher arbeiten wollen, muesste ich erst viiiiel Geld bezahlen und einen grossen Test schreiben. Dann wird mir aber auch nicht meine deutsche Ausbildung angerechnet, sondern ich kann eben genauso arbeiten wie auch die australischen Erzieher, nur in der Childcare und im Kindergarten.
Aber ich habe ja nicht nur gearbeitet (was der Unterschied zu einem Farmjob ist, man hat noch ein Leben), ich hatte auch genuegend Freizeit. Und wie hab ich die wohl verbracht? Klar, mit Musik :)
Die Strassenmusik lief besser als je zuvor und ich lernte wieder viele interessante Menschen kennen. Zum Beispiel lud mich eine 28-jaehrige junge Frau (endlich mal fast mein Alter), zu einer montaglichen Jammsession ein. Diese Frau beeindruckte mich, weil sie ihren ganz eigenen rot-schwarzen Stil hatte. Trotz einer nicht einfachen Jugend hatte sie jetzt 2 tolle Kinder (die wahrhaftig im Alter von 2 und 10 Jahren auch schon ihren ganz eigenen Stil hatten!) und die Kids wuchsen in einem Haus voller Musik auf. Nebenbei studierte sie, um spaeter mit Jugendlichen arbeiten zu koennen, die Drogenprobleme hatten.
Ich war nun voller Freude jeden Montag bei ihr zur Jammsession und lernte jede Menge nette Gitarrenspielerinnen kennen :)
auch die Kids machten mit |
Unsere montagliche Jammsession mit vielen Maedels |
Noch mehr Maedels lernte ich aber kennen, als sie mich zum Junggesellinnenabschied ihrer Freundin einlud! Mensch, war das wieder aufregend fuer mich. Sie war die Brautjungfer, deshalb fand die Party in ihrem Haus statt. Das Motto war "Alice im Wunderland" (was ich allerdings vorher nicht wusste...).
Mit der Braut. |
Dieses Mal hatte ich keine Probleme die australische Uhrzeit zu lesen und zu deuten (ich erinnere mich an unseren 1. Tag in der Tomatenpackstation, wir waren eine Stunde zu frueh!), ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Am Nachmittag waren weibliche Personen in jedem Alter vertreten (Kinder, Oma, Mutti, Freunde...), jeder brachte etwas Essbares mit und es war eine gemuetliche "Teaparty".Wir spielten ein Spiel bei dem jeder 2 Waescheklammern bekam und es verboten war, den Namen der Braut, des Brautigams oder das Wort "Hochzeit" zu sagen. Ansonsten musste man eine Klammer an sein Gegenueber abgeben. Da ich den Namen der Braut und vor allem des Brautigames zu diesem Zeitpunkt nicht einmal kannte, sollte es fuer mich einfach sein ;) Gewonnen hat aber die Braut mit 7 oder 8 Waescheklammern, ich hatte immerhin 3.
Treffen zum gemuetlichen Tee. |
Zurueck gings dann mit einem Bus den wir zufaellig fanden und der auch noch zufaellig in die richtige Richtung fuhr. Zu Hause angekommen, machten wir unsere eigene Musik, gingen schliesslich 4.00 Uhr schlafen und wurden 3 Stunden spaeter schon wieder geweckt, da waren die Kids wach ;)
Jetzt weiss ich also auch, wie so ein australischer Junggesellinnenabschied ablaeuft, der Abend wird mir in Erinnerung bleiben.
Die Gastgeberin und meine gute Freundin, bei der ich jeden Montag zur Jammsession war. |
das Woerterbuch von 1956 |
Die Frau, bei der die woechentliche Jammsession stattfand, hatte eine deutsche Schwaegerin. Wie einige hier hatte sie als Backpacker begonnen und dann vor 8 Jahren ihren jetzigen Ehemann kennen gelernt, geheiratet, Kinder bekommen. Das uebliche eben. :) Ich habe schon ein paar getroffen denen es so erging, in meinen Zukunftsplaenen ist das allerdings noch nicht enthalten.
Wir trafen uns einmal mit den Kids im Park, spielten mit dem Hund, gaben Englisch-Nachhilfe und uebten Handstand und Rad, was ich meinem Alter nun immer noch nicht gelernt habe.
Ein Wochenende lang fuhr ich in den Nachbarort "Margret River", eine ganz bekannte Weinregion. Ich war froh, endlich einmal wieder auf jede Menge Backpacker und junge Strassenmusiker zu treffen. Einen dieser Backpacker traf ich spaeter noch zweimal wieder, als er auf seinem Weg zufaellig durch Busselton kam. Beim ersten Mal sassen wir mit Elli und Charlie (dem Hund) im Park. Am naechsten Morgen, als er alleine aus seinem Campervan kam, fragte ihn doch tatsaechlich eine Frau wo er seine Familie gelassen haette?
Auch die Menschen auf der Strasse halten Ellie immer wieder fuer meine Tochter, immerhin ist sie blond und blauaeugig.
2 Franzosen, Wiederbegegnung mit Nico den ich von Cairns kenne |
Ich machte noch die ein oder andere Strassenmusik - Bekanntschaft. Einmal fragte mich ein ueber 70jaehriger, was ich denn da fuer ein Instrument spielte? Ich war froh einem so alten Menschen ein neues Instrument zeigen zu koennen.
Auch mit den "Trolley-Collector" kam ich immer gut zurecht. Das sind die Menschen, deren Job darin besteht, die herum stehenden Einkaufswagen einzusammeln ;) Da man hier keinen Pfand bezahlt um einen Einkaufswagen zu nutzen, lassen die Menschen ihn einfach irgendwo stehen. Ich mochte sie, weil sie einfache Menschen sind wie auch ich als Strassenmusiker und stundenlang meine Musik ertragen konnten. ;)
Jede Menge Spass und neues indisches Wissen mit dem indischen Trolley-Collector Jatinder :) |
Neugefundene Freunde im Musikladen. |
Wo es gerade um Arbeit geht ist noch einzufuegen, dass auch Arbeitszeiten hier anders sind. Viele Menschen arbeiten ziemlich hart, auf der Farm oder in der Miene, d.h. 7 Tage die Woche 11 Stunden! Reden wir aber von der "normalen" Arbeit, arbeiten die Deutschen mehr. So arbeiten die deutschen Erzieher 8 einhalb Stunden wenn sie vollzeit beschaeftigt sind und haben davon eine halbe Stunde Pause. Die australischen Erzieher arbeiten insgesamt 8 Stunden, worin eine viertel Stunde unbezahlte Pause enthalten ist und eine ganze Stunde (!) bezahlte Arbeitspause.
Witzig ist auch die Arbeit der Postboten. Sie fahren einfach mit ihrem Auto oder Motorroller (nein, nicht mal mit dem Fahrrad!) vor und werfen die Zeitung im vorbei fahren auf die Wiese vor dem Haus. (So wie man es immer im Fernseher sieht, wenn die Milchflaschen vor dem Haus landen...) Das passiert allerdings nur mit den kostenlosen Zeitungen, die wichtigen Dinge landen immer noch im Briefkasten.
War ich waehrend meiner ganzen Australienreise noch nie auf andere Querfloetenspieler getroffen, traf ich hier gleich 3. Ausserdem traf ich einmal auf einen anderen Backpacker, der Spenden fuer die Blinden einsammelte. Wenn die Menschen spenden, spenden sie nicht nur fuer die Blinden, sondern auch fuer die Werbung, den Boss und die Mitarbeiter... Wieder ein Job den ich nicht machen moechte, irgendwie kommt er mir nicht ehrlich vor. Aber dieser Backpacker hatte Geburtstag und er lud mich zum grillen Abends ein. Da lernte ich dann eine Franzoesin, einen Belgier und einen Schweizer kennen, seine Arbeitskollegen. Spaeter gingen wir dann noch einmal zusammen aus.
Die Franzoesin die manche fuer meine Schwester hielten |
Dazu sollte ich euch gleich einmal erklaeren, was der Unterschied zwischen dem deutschen und dem australischen ausgehen ist. Beginnt die Party in Deutschland gegen 23 Uhr und ist erst frueh am naechsten Morgen beendet (Ich weiss noch wie ich mich immer beschwert habe, wenn wir gegen 3.00 Uhr aus der "E-Burg" geworfen wurden), so beginnt die Party hier gegen 18.00 Uhr und um 0.00 Uhr in der Nacht werden schon wieder alle herausgeworfen, so ist eben das Gesetz. Ausserdem treffe ich immer wieder auf diese tollen Regeln, dass ich meinen Hut abziehen muss, ich nicht barfuss oder mit Flipflops in die Bar komme, jeder am Eingang seinen Ausweis zeigen muss und in dieser letzten Bar musste man doch tatsaechlich sogar seinen Fingerabdruck geben! Naja, man sieht wieder einmal: der australische Staat kuemmert sich sehr um die Sicherheit seiner Buerger! :)
Wenn ich nicht gerade mit Kindern, alten Leuten oder Musik beschaeftigt war, machte ich lange Spaziergaenge oder fuhr Fahrrad. Da die Hausmutti nicht unbedingt wollte, dass ich ihr Auto fuer meine Zwecke nutzte (Benzingeld), fuhr ich die 6,4 km in die Stadt immer mit dem Fahrrad. Ich lernte es dann sogar lieben und war begeistert, dass ich mit diesem Fahrrad schon beim ersten Versuch freihaendig fahren konnte, denn das hatte ich mit meinem letzten Fahrrad in anderthalb Jahren nicht geschafft. Naja, in Australien ist eben alles anders.
Ein anderes Mal machte ich einen langen Spaziergang der deshalb so lang war, weil ich mich verlaufen hatte. Seit ueber einer Stunde war ich unterwegs, es war stockdunkel, ich hatte kein Handy dabei und ich fuehlte mich zum ersten mal wahrhaftig nicht wohl in meiner Haut. Ich sagte Charlie, dem Hund, sie sollte doch bitte unser Haus oder die Mutti erschnuppern und uns zurueck fuehren, aber entweder verstand der Hund kein Deutsch, er hatte keine Lust nach Hause zu gehen (weil Hunde ja fuer gewoehnlich lange Spaziergaenge lieben) oder so etwas funktioniert eben nur im Film. Jedenfalls fand sie alles, nur nicht unser Haus. Es ist aber auch gemein, in Australien laeuft man in eine Strasse hinein, nur um zu sehen, dass sie nach ein paar Hundert Metern einfach endet. Und dann lauft man den ganzen Weg wieder zurueck, weil die Australier keine Lust haben, das auszuschildern. Also war ich am Ende so verloren, dass ich keinen anderen Ausweg sah, als einfach an eine Tuer zu klopfen (Klingeln gibt es hier nicht) und mir den Weg erklaeren zu lassen. Ich war nicht einmal mehr im richtigen Stadtteil, nach weiteren 15 Minuten kam ich aber sicher und unglaublich gluecklich wieder am richtigen Haus an. :)
Naja, meine Meinung ueber Hunde hat sich nun immer noch nicht sehr gebessert, obwohl ich sagen muss, dass ich noch nie einen solch netten Hund gesehen habe wie Charlie.
Ein anderes Mal hatte ich wieder einen langen Spaziergang, bei dem ich mich aber nicht verlief. Dafuer kam ich an einer Frau vorbei, die auf dem Fahrradweg lag und merkwuerdige Laute von sich gab. Ich erfuhr von der daneben knienden Frau, dass sie vom Fahrrad gefallen war, der Krankenwagen waere aber schon gerufen. Da ich nichts machen konnte und einen Hund und ein kleines Kind bei mir hatte, ging ich weiter, vergewisserte mich aber spaeter noch einmal, dass der Krankenwagen auch wirklich da ist.
Die nun folgende Geschichte ist eine der schoensten Wiederbegegnungen in meinem Leben.
Ich hatte gerade einen schlechten Tag. Es lief alles nicht so, wie es laufen sollte und ich wuenschte mir eine vertraute Person an meiner Seite. Als ob er das gewusst haette, rief mich ein deutscher Freund an, den ich damals in "Cairns" wieder getroffen hatte. Das hob meine Laune schon einmal. Aber es kam noch besser :)
Und zwar als mich Robby anrief, ein unglaublich guter Freund aus Deutschland, den ich nun seit 8 Jahren kenne, wir jahrelang die besten Freunde waren und einige Urlaube zusammen erlebt hatten, leider aber den Kontakt in den letzten Jahren verloren hatten. Ich wusste schon, dass er, Dominik und Johannes (ebenso 2 gute deutsche Freunde) zur Zeit in Perth waren. Auch wenn das nicht allzu weit weg war, glaubte ich nicht daran, dass wir uns sehen wuerden. Denn es waren eben doch 3 Stunden Fahrt und da ich arbeiten musste, konnte ich auch nicht zu ihnen kommen. Noch dazu hatten sie nur wenige Tage Zeit, bis es fuer Dominik und Robby weiter nach Singapur ging.
Und nun rief mich Robby an und sagte, sie wuerden am naechsten Tag nach Busselton kommen, sie hatten einen Campervan gemietet! Mensch war ich begeistert, aber ich konnte es noch immer nicht glauben, irgendetwas wuerde sicherlich dazwischen kommen. Ich war so aufgeregt, dass ich am naechsten Tag schon 1 Stunde frueher zu unserem Treffpunkt ging und mich hinter ein paar Steinen versteckte, denn Dominik wusste noch nichts davon, dass sie mich hier treffen wuerden. Er fragte sich nur, was sie in einem langweiligen Ort wie Busselton wohl sehen wollten ;).
Wundervolles Wiedersehen in Busselton am Jetty. |
Endlich mal wieder echter Backpacker-Style im Campervan. |
Unser beruehmtes Bild mit den Haaren. |
Es war noch dunkel, da mussten sie wieder los. |
Aber wir hatten uns alle getroffen, das war die Hauptsache. Der Abend hatte uns allen viel gegeben, da bin ich sicher und wir hatten solch intensive Gespraeche gefuehrt, wie noch nie zuvor. Wir beschlossen einstimmig, dass unsere Freundschaft etwas war wofuer wir kaempfen sollten und das nicht wieder Jahre vergehen sollten, bis zum naechsten Treffen.
Ein Abenteuer der ganz anderen Art erlebte ich, als ich in eine Kunstgallerie ging um zu fragen, ob sie vielleicht Musik fuer eine Ausstellungseroeffnung braeuchten. Heraus kam ich mit einem Job als Model. Model bedeuted ich sitze stundenlang da und laechel, waehrend mich eine Klasse von Studenten versucht zu malen. Das waere eine grossartige Erfahrung gewesen! Doch leider konnte ich den Termin nicht wahrnehmen, da es in der Zeit war, in der ich arbeitete. Trotzdem werde ich die netten alten Frauen in der Gallerie nie vergessen ;)
Diese Frau wollte mir einen Job als Kunstmodel verpassen, aber ich hatte keine Zeit. |
Spass in der Kunstgallerie |
so viele kreative Leute |
Ich konnte nicht 100% herausfinden warum diese Karten ankommen. Die eine Aussage ist, dass im 2. Weltkrieg ein Buendnis geschlossen wurde, mit dem Postkarten kostenlos gesendet werden konnten (nur von Australien und nur nach Deutschland und ich glaube Frankreich). Diese Gesetzesluecke wurde nie geschlossen. Dann gibt es aber auch wieder die Meinung, dass zu viele Menschen dies heutzutage ausnutzen und es somit teurer waere all diese Karten zu entsorgen, als sie zu verschicken. Daran glaube ich allerdings wieder nicht ;) Findet es heraus und gebt mir Bescheid!
Die Familie mit dem deutschen Woerterbuch gab noch ein Abschlussbarbecue fuer mich und das freute mich sehr :)
Neue Floetenexperimente mit der neuen Panfloete |
Danke fuer eure Gastfreundschaft! |
das neue Woerterbuch |
Die Gaeste ;) |
Hier geht es nun auf den Winter zu und wird kalt. Darueber koennt ihr jetzt nur lachen, genauso wie ich immer darueber lache, wie sie hier dicke Winterstiefel mit Fell verkaufen koennen! Wir haben wahrscheinlich gerade die selben Temperaturen wie ihr zu Hause und wenn ich immer denke es wird nun warm und endlich kommt die Sonne raus, weil ich das von zu Hause so gewoehnt bin, so ist die Tatsache trotzdem, dass es nicht warm sondern kalt wird...
Trotzdem werde ich den Temperaturunterschied merken wenn es fuer mich jetzt endlich wieder auf die Strasse geht! Ich konnte einiges Geld zuruecklegen hier in Busselton, hatte ich doch jede Menge Einnahmen und die einzigen Ausgaben waren fuer Saft, Schokolade und heisse Schokolade. Ja, darauf kann ich noch immer nicht verzichten! ;)
Auf in neue Abenteuer, der naechste Blog wird endlich wieder von einem neuen Ort sein! Bis bald, eure Babsi
P.S.: Ich bin sehr beeindruckt ueber die Anzahl der Leser auf diesem Blog (ich habe nun nach 7 Monaten auch mal herausgefunden, wo man das nachlesen kann) 7338 Aufrufe insgesamt! beeindruckende Zahl, Danke!
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