Mittwoch, 14. März 2012

Die Geschichte mit der Nannyfamilie...





Ja, in gewissen Massen war es alles ein Ueberleben. Geld sparen (fuer unsere Heimflugstickets nach Deutschland!) und ueberleben. Ich wollte unbedingt einen Babysitterjob als Zweitjob finden, das waere doch etwas was zu mir passt, nicht kellnern oder Aehnliches. (Ich bewarb mich auch in Shops und so, aber keiner sagte mir einen Job zu.)
So hing ich Aushaenge in die Supermaerkte und stellte eine Anzeige in die lokale Zeitung und ins Internet. Monatelang keine Antwort. Ich bewarb mich bei etlichen "Babysittercompanien", doch auch sie wollten mich nicht. Meine 5jaehrige Ausbildung zaehlt dort eben nichts...
Im Dezember fragte ich bei einer dieser Babysittercompanien wieder an und nun sagte sie zu einem Treffen zu, wir hatten ein super erstes Kennenlernen und ich wurde aufgenommen, nur musste ich noch warten bis sie mein polizeiliches Fuehrungszeugnis von der Polizei zugeschickt bekommen.

Babysittercompanien arbeiten so, dass sie "feste" Nannys haben und diese "vermieten" wenn Eltern ausgehen moechten und jemanden fuer die Kinder brauchen. Diese Jobs sind also meist nur einen Abend lang. Mein Erstaunen ueber die hohe Anzahl solcher Companien legte sich, als mir mitgeteilt wurde, dass in Neuseeland Kinder bis einschliesslich 14 Jahren nicht alleine zu Hause gelassen werden duerfen!



Nun schien sich mein Pech zum Guten zu wenden, denn auch eine Frau rief an die meine Anzeige im Supermarkt gesehen hatte (Ich wusste gar nicht das die immer noch da hing!) Sie wuerden erst am Wochenende nach Queenstown ziehen und braeuchten eine Nanny fuer ihre zwei Kids waehrend sie arbeiten. Die Tochter ist 3 Jahre alt, der Sohn 2. Perfekt dachte ich, sogar mit den Arbeitszeiten das haute hin und ich mochte gerne auf solch jungen Kids aufpassen. Naja, ein wenig zu Denken gab mir das alles schon, als ich eine Woche spaeter von der Mutti abgeholt wurde die juenger ist als ich und in ein verwuestetes Auto stieg was allerdings als "Arbeitsauto" ausgegeben wurde. Das Erste was ich mitbekam, war wie viel die jungen Eltern rauchten. Das sie, wie an diesem Abend, auch an allen folgenden Tagen wenn ich sie sehen wuerde ihre Whiskeycola tranken, ich das Feuerzeug und Zigaretten aus den Kinderhaenden nehmen musste weil sie in ihrer Hoehe liegen gelassen wurden und die Zimmer noch voll von den Essensresten der letzten Tage stehenwuerden, dass war mir an diesem Abend noch nicht ganz klar...

Doch die Kinder bekamen Nahrung, Kleidung und ganz eindeutig auch Liebe, das war fuer mich das Wichtigste und ich wollte fuer sie arbeiten. Das Versprechen mich den naechsten Tag anzurufen hielten sie allerdings nicht ein. Auch nicht den Tag danach oder den Folgenden.3 Tage spaeter bekam Jaak eine SMS von seiner Chefin des Toiletten putzens, er sollte Morgen eine gewissen Person anlernen, nannte Namen und Nummer. Als Jaak diese Nummer anrufen wollte, zeigte unser gemeinsames Handy allerdings "Babsis neue Nannyfamilie" an. Haeh? War da was falsch? Er versuchte es ein weiteres Mal mit demselben Ergebnis. Als er mich nach dem Namen des Vaters meiner Nannyfamilie fragte, kam heraus, dass es derselbe Mann ist! Na welch ein Zufall, Queenstown ist doch klein! Was allerdings wieder Fragen aufwarf, ich wusste bereits das die Frau einen Job als Putzerin hatte, wie kann sich bitte eine Familie mit solchen wenig bezahlten Jobs eine Nanny leisten in der Zeit wie sie arbeiten gehen? Das machte nicht viel Sinn, wuerden sie doch denselben Lohn den sie bekamen dann an mich bezahlen... Wir beschlossen dem Vater noch nicht zu schreiben das Jaak und ich zusammen gehoeren, am Freitag lernte Jaak ihn an und wir stellten ihn zur Rede was denn mit dem Job sei und warum sie sich 4 Tage spaeter trotz Versprechen noch immer nicht gemeldet hatte. Er schob es auf sie, genau wie sie es auf ihn geschoben hatte. Sie hatten noch andere Nannys zum Kennen lernen und wollten mir spaeter Bescheid geben.




Es dauerte allerdings noch weitere 4 Tage bis ich die Mitteilung bekam ob ich am naechsten Morgen auf ihre Kids aufpassen wolle? Jaak warnte mich, er hatte das vermuellte Grundstueck gesehen als er den Vater nach Hause fuhr und sagte: "Fuer sie willst du nicht arbeiten". Ich tat es trotzdem, hatte ich doch schon zugesagt. 8 Stunden passte ich am 28.12. auf die Kids auf, wir waren draussen, die Kids fuhren mit ihren Fahrzeugen umher und dann machten wir Mittag und sie hatten einen Mittagsschlaf. Keine Probleme.

Zu dem Zeitpunkt hatte ich noch nicht mir der Babysittercompany arbeiten koennen weil wir noch auf das Fuehrungszeichen warteten, doch war schon klar ich koennte Silvesterabend fuer sie arbeiten und ungtlaubliche 30 Dollar die Stunden bekommen! (Normal ist 13 bis 15 Dollar) Es war 2 Tage vor Silvester als ich das erste Mal auf diese Kids aufpasste, als die Familie nun hoerte ich wuerde Silvester fuer "Babysitting Queenstown" arbeiten, da buchten sie mich gleich fuer den Abend. Sie wollten ausgehen und "sich komplett betrinken" sagten sie.Fuer den 28. bekam ich noch keinen Lohn, sie wuerden am naechsten Tag ihren Arbeitslohn bekommen und mir am 31. alles zusammen zahlen.



Da arbeitete ich also an Silvesterabend anstatt zu feiern, das viele Geld war es wert. Wir kneteten und spielten Floete, dann tobten wir draussen umher, lasen Buecher und das Maedel schlief schliesslich auf der Couch ein. Als wir im Spielzeugkasten herum kramten, fand ich darin Feuerzeug.
Doch die ganz grosse Misere begann, als die Eltern von ihrer Party angetrunken gegen 1 Uhr in der Nacht wieder kamen....

Sie waren ganz aufgewuehlt, zeigten mir ein paar Kratzer an seiner Brust und sagten jemand haette ihn einen 4 Meter hohen Abhang hinunter geschubst und sein Portmonei gestohlen! Ich stand unglaeubig daneben, nicht wissend ob ich nun mitfuehlend sein muesste oder meinen extremen Zweifeln Recht geben sollte, dass hier etwas ganz und gar nicht in Ordnung ist.
Ich war ueberrascht gewesen als sie am Beginn des Abends gesagt hatten sie wuerden mir ein Taxi heim zahlen, ich schrieb Jaak er koenne trinken und brauche mich nicht abholen kommen. Nun versuchten wir eine ganze Weile das Taxiunternehmen anzurufen, als wir endlich durchkamen, hiesse es eine Stunde Wartezeit. Die Beiden wussten aber da fuhre ein Bus und setzten mich schliesslich gegen 2 Uhr Morgens vor die Tuer, nur mit einem 5 Dollar-Schein bewaffnet, ohne warme Jacke weil ich damit ja nicht gerechnet hatte und mit der Hoffnung es fuhre wirklich ein Bus. Ich hatte ernsthafte Zweifel. Gerade hatte jemand den Vater scheinbar angegriffen, obwohl andere Menschen dabei gewesen waren, nun liessen sie mich als Maedel allein in Nacht und zu all den Betrunkenen. Als ich an der Haltestelle stand lief ein junger Mann vorbei, schaute mich fragend an und sagte da wuerde heute kein Bus mehr fahren! Ich schrieb Jaak, aber der hatte ja getrunken und wie ich spaeter herausfinden sollte - die Polizei hielt wirklich jedes Einzelne Auto an den Abend. Erst als ich die vielen Taxis vorbei fahren sah fiel mir eine neue Luecke auf - Sie hatten versucht ein Taxi zu rufen, was definitiv mehr als 5 Dollar gekostet haette, dann aber nur 5 Dollar herausgerueckt und gesagt es waere ihr letztes Geld. Wie haetten sie dann also das Taxi bezahlt?
Da ich selbst nichts dabei hatte, konnte ich also auch kein Taxi heran winken. Wie komme ich nun heim? Mit dem Fahrrad (das ich ja jetzt nicht dabei hatte) hatte die Fahrt hierher 45 Minuten gedauert. Laufen? Trampen?




Dann kam doch ein Bus - zwar auf der anderen Strassenseite, aber er fuhr den Weg zurueck und nahm mich sogar kostenlos mit in die Stadt, wo ich umsteigen musste. 5 Dollar sollte mich diese zweite Fahrt kosten sagte der Busfahrer. Als ich allerdings in den zweiten Bus stieg, verlangte der Fahrer 6 Dollar, die ich ja nicht hatte! Eine grimmig drein schauende Frau die er als Boss bezeichnete wurde heran gerufen und entgegen meiner Erwartungen sagte sie, 5 Dollar seien ok. Ich kam gegen halb 3 Uhr in unserem zu Hause an und konnte es kaum glauben.

Die naechsten Tage verbrachte ich mit SMS schreiben. Immer wieder fragte ich nach meinem Geld - und sie hatten immer neue Ausreden. Erst waren die Banken nicht offen - was stimmte. Dann wollten sie mir einen Scheck ausstellen, hatten aber kein Scheckbuch. Dann wollte sie es mir ueberweisen, schliesslich gab sie an es zur Babysitttercompany ueberwiesen zu haben.
Die Babysittercompany ist naemlich sehr clever und macht die Nanny dafuer verantwortlich alle Papiere am Abend ausfuellen zu lassen und das Geld einzutreiben, ich hatte also noch 10 Dollar pro Stunde an die Company zu zahlen. Die gute Frau war auch keineswegs besorgt das da was nicht richtig war, ich sollte nur relaxt sein, die Eltern hatten vorher mit ihr gebucht und gezahlt, das Geld wuerde kommen. Als ich ein Treffen vorschlug um ihr meine Seite der Geschichte zu praesentieren, sagte sie, sie haette keine Zeit.



Das Geld kam nie. Die Frau von der Company wunderte sich nicht im Geringsten das die Familie erst angab sie haetten das Geld bereits ueberwiesen und es waere die Schuld der Banken dass es nicht ankam, doch als sie ihnen einen Besuch abstattete teilten sie ploetzlich mit das Geld doch nie ueberwiesen zu haben. Vielmehr schrieb mir die Company eine SMS - Ich sei gekuendigt. Denn die Familie sei nicht gluecklich mit meiner Arbeit gewesen, sie muessten nun die Waende neu tapezieren lassen und den Teppich reinigen lassen. Ausserdem  haette ich mich ausserhalb ihrer Company fuer Arbeit beworben (der Aushang im Supermarkt - der ja allerdings lange davor war) und das ist nicht erlaubt.
Ich machte mir nicht mehr die Muehe der Frau von der Company die atemberaubende Tatsache zu schreiben, dass die Familie mich 12 Stunden bevor sie angaben mit meiner Arbeit nicht zufrieden gewesen zu sein fragte, ob ich am naechsten Tag wieder auf ihre Kinder aufpassen wollte. Ich war weich geworden, hatte ehrlich geschrieben das ich nicht wisse ob ich ihnen trauen kann und nicht fuer sie arbeiten moechte bevor ich das Geld der letzten 2 Male bekommen habe. Und ich machte einen grossen Fehler - Ich schrieb das wir Queenstown verlassen. Damit hatten sie keine Sorgen mehr, denn wenn ich weg bin, kann ich auch nicht mehr fuer meine Rechte einstehen.

Die Company war auf der Seite der Familie und ich stand alleine da - alleine doch mit der Hilfe einer super tollen Nachbarin und meinen Arbeitskollegen im Motel.

Und diese gaben mir den Tip mit der Beratungsstelle zu der ich gehen kann. Das tat ich dann auch, verzweifelt hatte ich den Abend vorher einen langen Bericht verfasst (eine meiner groessten Englischpruefungen) was passiert war, die Frau die ihn las schuettelte nur den Kopf und rief gleich noch einen zweiten Kollegen zu Hilfe. Sie sagten uns gleich unsere Chancen waeren gering weil solche Leute einfach wissen wie man verschwindet oder einfach kein Geld haben was man ihnen abnehmen kann. (Das Geld gaben sie ja fuer ihren Alkohol und Zigaretten aus) Doch es gab die Moeglichkeit vors Gericht zu gehen, genaugenommen vor das "Disputes Tribunal". Die Leute die dort arbeiten sind wohl keine richtigen Anwaelte, deshalb kostete es uns auch nur 30 Dollar. Das Geld war es uns wert, wir wollten kaempfen.

In dieser Zeit als wir bereits im Streit lagen, arbeiteten Jaak und der Vater immer noch fuer die selbe Putzfirma und mussten jedes Wochenende das Auto abliefern. Doch irgendwie schafften sie es immer nicht zu Hause zu sein, wir sahen sie nur noch einmal ganz kurz um den Schluessel abzuliefern.



Die Sache die uns richtig wuetend machte passierte an Jaaks letztem Arbeitstag. Er bekam eine SMS von seiner Chefin, er solle doch bitte (in seiner Freizeit!) bei genau dieser Familie vorbei fahren bevor er das Auto abgibt und einen Brief abholen. Dieser Brief beinhaltete die Papiere die fuer den Arbeitsbeginn der Mutter bei der Putzfirma noetig waren. Was nun heisst: Jaak sollte bei den Leuten die unser Geld gestohlen hatten vorbeifahren und fuer sie die wichtigen Papiere mitnehmen und an der Arbeit abgeben, ansonsten koennte die Mutti diesen Job nicht haben. (Obwohl die Familie ja auch selber ein Auto hat).

Diesmal war ich es die sich ungemein dagegen aussprach, diese Bloesse mussten wir uns nun nicht geben. Jaak rief wieder an und erklaerte er wuerde es nicht tun. Zur Antwort bekam er ein "Ich bin die Chefin! Du machst was ich sage!" Doch er hielt Stand, dazu war es sein letzter Arbeitstag und sie fanden irgendeinen anderen Weg das die Mutti nun auch eine Toilettenputzerin sein kann.

Ich fuellte alle notwendigen Papiere aus, schrieb alle SMS (die wirklich eindeutige Beweise sind!) mit der Hand auf 3 Seiten Papier ab, gab der Familie eine letzte Chance zu zahlen und gab ihnen Bescheid ich ginge vors Gericht ("mach ruhig" sagten sie). Dann gab ich alles im Gericht ab. Wir (Ich und die Familie) bekamen einen Brief mit Datum und Zeit der Gerichtsanhoerung. An dem Tag als ich den Brief abholte verliessen wir Queenstown. Doch wir wuerden zurueck kommen, bereit fuer unsere Rechte auch als "kleine Backpacker" zu kaempfen.


"schoenes" Queenstown?
P.S: Die Kinderfotos sind aus dem Internet

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