Waehrend Jaak sich Mut antrank, durfte ich das Auto den gesamten Weg fahren. Ich bin naemlich nicht der erfahrenste Autofahrer und das macht ihm etwas Angst... Es war der erste grosse Test fuer unser Auto und es bestand ihn - nicht. Das heisst, vielleicht halb. Es machte merkwuerdige Geraeusche als wir das Auto schliesslich gegen 20 Uhr an der "Poplar Lodge" in Arrowtown (halbes Stuendchen von Queenstown) parkten und uns die Chefin empfing. Da wir aber die Nase voll hatten von Auto- Stress, ignorierten wir es einfach und Jaak lief den naechsten Tag zum Supermarkt in Queenstown, was ihn mindestens 6 Stunden brauchte und er ihn vollkommener Dunkelheit noch immer nicht wieder da war.
Die Chefin war eine junge Neuseelaenderin, der Manager ein homosexueller Amerikaner der auch nur auf Reisen ist und das Hostel war viel schoener als die meisten Unterkuenfte, wo es nur darum geht so viele Menchen wie moeglich so teuer wie es geht in einem Zimmer unterzubringen (z.B. 27 Leute in unserem ersten Hostel in Sydney!). Das habe ich vielleicht am Anfang als recht aufregend empfunden, ganz viele junge Leute und alle vertragen sich und werden die besten Freunde! Haha, nach der ganzen Reisezeit halte ich davon nun gar nichts mehr, ein bisschen Privatsphaere ist doch was schoenes!
Diese 5 Tage waren der reinste Urlaub. Wir vertrugen uns gut mit den Menschen da, das Hostel war ja nur auf maximal 25 Leute oder so ausgelegt, alles war sauber und gemuetlich, und die Geraete in der Kueche funktionierten sogar, was im normalen Hostels nicht der Fall ist und man deshalb nie etwas im Ofen backen kann. Auch Arrowtown stellte sich als ein sehr schoenes, gemuetliches Staedtchen heraus, wenn auch mit vielen Touristen.
Ein gemuetliches Bett und ein Dach ueber dem Kopf - das alles bekamen wir fuer nur zwei bis drei Stunden Arbeit am Tag. Die bestand darin Kueche und Baeder zu saubern und Betten frisch zu beziehen wenn die Gaeste gegangen waren, der Nachmittag war frei.Und somit bekamen wir auch gleich Erfahrungen in "Housekeeping", was sich aeusserst gut auf unseren Lebenslaeufen machte. Die schrieben wir naemlich und da uns Arrowtown so gut gefiel, gab vor allem ich jede Menge Lebenslaeufe in Shops und aehnlichem hier ab. Ich hatte sogar ein Interview in einem thaeilaendischem Restaurant wobei ich allerdings nett nickte, zugab ich haette keinerlei Erfahrung im kochen oder kellnern weil ich eben nicht luegen kann und insgeheim panisch dachte: "Oh Gott, bitte nehmt mich nicht. Ich kann doch nicht kochen und vor kellnern graut es mir ja ungemein mit meiner Tollpatschigkeit in der ich alles fallen lasse und im Moment des Geld berechnens so panisch werde, dass ich keinen klaren Gedanken mehr fassen kann". Sie nahmen mich nicht. Allerdings bekam Jaak ein paar Tage spaeter eine Email UND einen Anruf ob er denn fuer sie arbeiten moechte, ich hatte naemlich einfach seinen Lebenslauf mit angegeben und er HATTE Erfahrungen. Da hatten wir aber schon beschlossen Arrowtown zu verlassen und unser Glueck lieber in Queenstown zu versuchen.
Unsere 5 Tage in Ruhe und Luxus vergingen schnell. Verdraengten wir den Gedanken auf das Danach erst vollstaendig, mussten wir 2 Tage vor dem Ende des Woofings wohl doch wieder ueber unsere Zukunft nachdenken. Wir schrieben 5 Farmen in der Naehe an um vielleicht einen anderen Woofingplatz zu bekommen, doch keiner antwortete (nicht alle Menschen sind so spontan wie wir).
Das heisst puenktlich am Montag Morgen, nach einer riesigen Putzaktion fuer die anreisende Hochzeitsgesellschaft, standen wir wieder auf der Strasse in der Kaelte, doch hatten wir ja nun ein Auto. Das hatte allerdings schon merkwuerdige Geraeusche gemacht als wir hier ankamen, falls ihr euch erinnert. Ein im Hostel lebender Busfahrer sah es sich an und teilte uns mit, es waere gar nicht so schlimm, mit 100 Dollar oder so koennten wir es reparieren lassen... Was fuer uns natuerlich viel Geld war. Trotzdem gab es keine andere Moeglichkeit, wir bezahlten tatsaechlich hundert Dollar und sie sauberten etwas oder tauschten verrostete Teile aus.. Ich bin nicht so ganz sicher, doch danach funktionierte es wieder wunderbar und unsere Visionen nach nur 2 Wochen ein kaputtes Auto zu haben, wurden ersteinmal nicht wahr.
Als wir schliesslich Queenstown erreichten hatten wir noch hundert Dollar in der Tasche, ein Auto, ein paar Klamotten gegen das kalte Wetter und keinen Job. Mir ging es gut, doch Jaak war in einem tiefen, tiefen Tief. Er hatte keine Lust hier zu sein, er wusste gar nicht welchen Sinn das alles hatte, war hilflos und hatte es (nach einer Woche) satt im Auto zu schlafen. Wie ich ihm helfen koennte? Ich koennte mir einen Job finden. Also ging es los, Queenstown war eine enorme Touristenstadt (deshalb auch 3mal so teuer wie alle anderen Staedte in Neuseeland, was wir da aber noch nicht wussten) und so gab es allein an der Hauptstrasse eine unglaubliche Anzahl an Hostels, Motels und Hotels. Jaak fuhr das Auto und ich sprang an jedem Einzelnen heraus: "Hallo, ich bin Barbara und auf der Suche nach einem Job." "Hast du Erfahrung in "housekeeping"?
Haha, vor 5 Tagen haette ich noch "Nein" sagen muessen um ehrlich zu sein (was die Backpacker in solchen Faellen gewoehnlich nicht sind weil man ansonsten keinen Job bekommt). Doch nun konnte ich getrost "Ja" sagen und die "Poplar Lodge" nennen, ja, ihnen sogar die Nummer des homosexuellen Managers als Referenten geben! Das es nur eine 5- Tageserfahruhng war, muessten sie ja nicht wissen... Ich schwindelte sogar ein wenig und gab an wir wuerden noch immer dort wohnen und arebeiten, denn wenn man direkt aus dem Auto, aus dem Busch kommt, macht sich das nicht so gut. Ich hatte genau eine gute Hose und einen guten Pullover aus dem Secondhandladen. Bevor es also ans Lebenslaeufe verteilen ging zog ich diese an und keiner ahnte mein Geheimnis ;). 3 Tage dauerte es bis ich schliesslich einen Teilzeitjob im Motel bekam, in der "Amity Lodge". Es war ein kleines Motel was sich als aeusserst gut fuer mich herausstellte. Denn ich einem grossen Nobel - Hotel wo alles ganz schnell und perfekt gehen muss, alle anonym umherlaufen, da waere ich doch wieder verzweifelt. Hier gab es genau 20 Raeume und 7 Mitarbeiter, eingeschlossen das aeltere Ehepaar die das Motel managten und groesstenteils an der Rezeption arbeiteten. Sie versorgeten uns viele Male mit kleinen Snacks in den Pausen, interessierten sich am Leben der Anderen und es war somit eine gute Zeit. Ein paar Tage nach mir fing eine andere deutsche Backpackerin an hier zu arbeiten, die die Runde gut vervollstaendigte. Nur fuelhte ich doch immer wieder wie wenig ich die Freuden der Anderen ueber Schuhe, shoppen, touristische Touren und und und teilen konnte, lebte ich doch gerade im Busch und fuehlte mich da sehr wohl. Das hatte ich ihnen naemlich sicherheitshalber noch immer nicht verraten.
Kueche saeubern |
Betten machen |
Bad putzen (eigentlich nicht zu zweit) |
Boden wischen auf den Knien |
Freudig die Laken wechseln |
Oder staubsaugen |
oder mit dem Riesen- Staubsauger die Strasse saugen |
Ab gehts mit dem Jetboot |
Schon wenige Tage nach mir fand auch Jaak einen Job ueber das Internet. Und dieser erste Arbeitstag war wohl die Kroenung unserer ganzen Zeit hier, wo wir ploetzlich mitbekamen, wie tief wir gelandet sind...
So, jetzt stellt euch bitte diese Situation vor: Ihr schlaft am Abend hinten in eurem Auto ein, warm genug um im T-shirt zu liegen. Am Morgen klingelt der Wecker um 5, in vollkommener Dunkelheit begibt sich euer Partner aus dem Auto um schnell auf den Fahrersitz zu huschen und festzustellen, dass es draussen nicht regnet sondern schneit und er Eis kratzen muss, ohne Eiskratzer natuerlich. Die halbstuendige Fahrt in die Stadt beginnt waehrend ihr noch hinten auf der Matratze schlummert, total muede und wissend in ein paar Minuten heisst es aufstehen um in 3 Stunden anzufangen mit arbeiten. Als die Lichter draussen heller werden wisst ihr, jetzt ist die Stadt erreicht und krabbelt auf den Vordersitz. Ihr seit Beide nicht ganz sicher was der Job eigentlich ist den euer Partner heute beginnt, der Anleiter verspaetet sich ein paar Minuten und als der Kleinbus auftaucht und neben der oeffentlichen Toilette parkt koennt ihr es euch denken. Ohne Regenjacke oder dicke Klamotten verbringt euer Partner nun draussen die naechsten 8 Stunden damit die "Sch..." von anderen Leuten weg zu wischen (und oeffentliche Toiletten am Wochenende in einer Touristen- Partystadt haben es in sich wie ihr euch sicher gut vortselllen koennt!). Da gibt es das noch zu findende "Aha" in der Toilette oder auf dem Fussboden, ueberall verstreutes Erbrochenes oder die klebrigen Reste eines Nasenblutens im Waschbecken. Und dann stellt ihr euch die Frage: "Aehm, in welchem Leben bin ich hier noch einmal gelandet?" Zu allem Ueberfluss kehrt man ja "heim" in den Wald, wo natuerlich keine warme Dusche auf einen wartet...Doch wenn man kein Geld hat, dann tut man fast alles und wir begannen bald darueber zu lachen. Das heisst, Jaak konnte eigentlich weniger lachen, weil er seinen Job wirklich gar nicht gerne mochte und sich auch etwas in seiner Ehre gekraenkt fuehlte jetzt als "Toilettenputzer" zu enden.
OCS Cleaning |
Welch ein Sauwetter |
Doch unsere Jobs waren ja nun nur Teilzeit, Jaaks nur am Wochenende und meiner fast taeglich 3-4 Stunden. Perfekt waere gewesen noch einen anderen Nebenjob zu finden, dann waere es auch nicht so langweilig. Ich bekam auch schon bald einen Anruf von einem Mann in Arrowtown, ich hatte mit ihm gesprochen als ich meine Bewerbung in seinem Fischrestaurant abgab. Er fragte mich ob ich zum Probearbeiten kommen wollte und ich sagte zu. Es lief auch alles gut (von dem Umstand abgesehen das ich wieder etliche Zweifel in meinem Kopf hatte ob das denn wirklich etwas fuer mich ist, Fisch auseinandernehmen, kochen und dann all diese Fischarten bestimmen...) und wir machten einen Tag aus an dem ich anfangen sollte. Als ich dann wieder in der Tuer stand bekam ich mein Arbeits - T-shirt und los gings! Ich hatte ihm bereits meine Arbeitszeiten im Motel mitgeteilt und das ich nicht eher als 15 Uhr hier sein koennte, doch nun hakte er noch einmal nach, denn er braeuchte mich frueher, manchmal am besten auch den ganzen Tag. Das war unmoeglich fuer mich, ich war nicht bereit meinen Job im Motel fuer das Fischrestaurant aufzugeben, war ich doch nicht sicher ob ich in diesem Stress wirklich klar kaeme, wuerde einen geringeren Lohn bekommen und haette noch die Bezinkosten fuer den halbstuendigen Weg von Queenstown nach Arrowtown. Damit nahm unsere Zusammenarbeit also auch schon wieder ein friedliches Ende.
Doch konnte ich wenigstens Jaak hiermit einen Job besorgen, denn derselbe Mann hatte auch eine Fischfabrik in der Naehe Queenstowns wo er jemanden zum packen und fillitieren brauchte. Wir mussten lachen als wir das erste Mal die "Fabrik" sahen. Unmoeglich zu finden, denn inmitten von grossen Betriebshallen steht ein kleiner weisser Schiffscontainer mit einem kaputten Auto auf dem Dach (warum auch immer). Kein Schild was darauf hinweist, unmoeglich zu wissen das sich darin etwas wie eine Fischfabrik befindet.
Traurigerweise sind all unsere tollen Bilder hiervon auf mysterioese Weise verschwunden, doch hier sieht man die Groesse der "Fischfabrik". |
Ein paar Wochen parkten wir ueber Nacht auf unserem "Stammplatz" im Busch.
Am 8.11.11 bekamen wir unserer ersten Lohn! Das weiss ich noch, da es der Geburtstag meiner Schwester ist und dieser nun auch fuer mich ein Glueckstag war. Schon ein oder zwei Tage vorher begannen wir uns nach einer Unterkunft umzuschauen, wir hatten vor bis Maerz 2012 zu arbeiten und da waere das im Auto leben nichts. Schon der 2. Raum den wir uns ansahen gefiel uns gut. Wir hatten einen eigenen Raum und ein Bad, die Kueche teilten wir uns mit den anderen Bewohnern. Eine herrliche Aussicht auf den See, den konnte man im Bett liegend betrachten. Leider sind auch hiervon die meisten Bilder verschwunden. Da wir nicht wirklich in der Stadt lebten, war es recht weit zur Arbeit. Auch das Auto nutzten wir wieder nicht mehr, da es einmal als wir am Shoppingzenter standen einfach anfing auszulaufen und zu rauchen, in dem Moment dachten wir jetzt ist es wirklich kaputt, wir lassen es einfach fuer immer hier stehen und tragen unsere Einkaeufe 45 Minuten heim. Doch ausgeschaltet, gewartet - und es ging wieder! Da wir uns aber nicht sicher waren wie lange, lief ich jeden Morgen 45 Minuten zur Arbeit und 45 wieder heim, was mir gar nichts ausmachte, da direkt am See ein sehr schoener Waldweg entlang fuehrte. Wenn Jaak zur Fischfabrik lief dann ging er denselben Waldweg in die andere Richtung, nur das es ihn fuer einen Weg schon mind. 60 Minuten dauerte und er um 7 Morgens anfangen musste, ich erst um 9.30 Uhr. Wir wollten uns Fahrraeder zulegen, doch die waren alle unglaublich teuer, ein paar Tausend Dollar fuer ein Fahhrad! Manchmal fuhr Jaak auch zur Arbeit, doch dann tauchte wieder ein neues Autoproblem auf - der Anlasser war kaputt! Wir mussten also entweder bergabwaerts parken oder das Auto anschieben. Fruehs stand ich dann also wieder mit Jaak auf um das Auto anzuschieben und ihn zur Arbeit zu fahren, denn dort hatte er keinen Berg in der Naehe und wollte nicht dauernd Menschen fragen ob sie ihm helfen sein Auto zum anlassen anzuschieben ;) Ich fuhr das Auto dann wieder heim und er lief nach der Arbeit nach Hause. Gegen Ende lieh mir meine Chefin ihr Fahrrad und nun radelte ich zur Arbeit, wobei ich dann ein stueckweit die Ruhe und Stille des Laufens vermisste.
Ich startete noch einen weiteren Versuch einen Nebenjob zu finden! Auf die Anzeige in der Zeitung das ein neuer Markt aufgemacht wird bewarb ich mich und hatte ein super erstes Gespraech mit dem jungen Manager, er gab meinen Lebenslauf mit der Nachricht ich waere eine nette Person zu den Staenden die noch jemanden brauchten (Baeckerei, Kraeuterstand etc.), denn die hatten zu entscheiden. Die Sache hatte nur einen Haken: Der Manager hatte mich gefragt ob ich noch jemanden kenne der einen Job sucht und ich gab nettterweise den Namen meiner deutschen Backpacker - Kollegin an, sie kam auch gleich vorbei und alles lief gut. Nun bekam ich noch am selben oder darauffolgenden Tag einen Anruf vom "Kraeutermann" und hatte ein Interview fuer Freitag. An dem Tag an dem ich mein Interview haben wuerde, kam meine deutsche Kollegin voller Freude zur Arbeit, die europaeische Baeckerei vom Markt hatte sie angerufen, sie hatten wohl nicht einmal ihren Lebenslauf gesehen weil da was schief gelaufen war, doch ohne ein Interview war ihr nun ein Job Teilzeitjob zugesagt worden! Als ich spaeter mein Interview mit dem Kraeutermann hatte kam heraus, dass ich entweder Vollzeit dort arbeiten muesste (falls ich dafuer angenommen werden wuerde) oder 2 Stunden am Samstag Morgen, wo ich ja eh im Motel sauber mache. Das heisst, nachdem ich Jaak den Job in der Fischfabrik besorgt hatte, hatte ich nun auch noch meiner netten deutschen Kollegin Einen besorgt und blieb selbst wieder "Nebenjoblos". Ich brauchte ein paar Tage um darueber hinweg zu kommen, ihr tat ich natuerlich auch Leid und sie gab mir dafuer immer mal wieder kostenlos leckeres Brot ;)
Geht die Hose kaputt, dann werden die Beine einfach abgeschnitten und die Leggings drunter gezogen die am Po Loecher hat ;) |
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